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Alle Briefe gingen an Borttscheller

■ Neues aus dem Nordsumpf: Borttscheller unterschrieb sogar den Kreditvertrag für die Pleite-Immobilie in Hamburg

Die Wählergemeinschaft AfB will in der Borttscheller-Affäre weiter Druck machen. „Wir sehen in der Sache großen Erklärungsbedarf“, heißt es in einer Großen Anfrage, die gestern von der AfB eingereicht wurde.

So wollen die AfBler sowohl von Innensenator Ralf Borttscheller als auch von Finanzsenator Ulrich Nölle (beide CDU) wissen, welche ihrer Nebentätigkeiten sie dem Senat angegeben und zur Genehmigung vorgelegt haben.

Selbst wenn die Aktivitäten Borttschellers in der Firma seiner Frau „rein privat“sein sollten - bei Nölle liegt mit dem Aufsichtsratsmandat bei der NF-Bank, bei der auch seine Frau Anteile gekauft hat, ein klarer Fall von Anmeldepflicht vor.

Allerdings kümmert auch Borttscheller sich offenbar mehr um die Geschäfte, für die seine Frau formell die Verantwortung trägt, als es unter „rein privat“abzuhaken wäre: „Für Herrn Seeger war Bauherr immer Herr Borttscheller“, sagt ein Mitarbeiter der in Konkurs gegangenen Baufirma. Wenn es Briefe an den Architekten Zimmermann wegen der üblichen Bauprobleme gab, gingen diese immer in Kopie an die Privatadresse Borttschellers. Als der Baufima im Mai 1995 mitgeteilt wurde, daß die Hamburger Sparkasse die Baufinanzierung übernommen habe, war der Absender – Ralf Borttscheller. Sogar unter dem Vertrag der Haspa mit der Firma Nordgrund über den Baukredit steht die Unterschrift des Ralf Borttscheller (s. Faksimile).

Vermutlich ist es auch so, daß seine Frau erst über ihn den Kontakt zu dem entscheidenden Mann der Nordgrund, dem Architekten Roland Zimmermann, bekommen hat. Borttscheller war mehrfach anwaltlich für Zimmermann tätig. Die „Zimmermann-Beteiligungsgesellschaft“, die über 25 Prozent der „Nordgrund“verfügt, gehört Frau Annette Zimmermann. Strohfrau? Als Prokurist jedenfalls und also damit verfügungsberechigt ist ihr Mann, Roland Zimmermann, eingetragen. Notar bei der Gründung 1993: Ralf Borttscheller.

Wenn ausgerechnet der Architekt des Wandsbeker Bauvorhabens, Zimmermann, „Herrn Borttscheller“als Bauherrn bezeichnet, dann könnte man daraus schließen, daß er weiß, was er sagt. Diese Formulierung reflektiert zwar nicht die juristischen Verhältnisse – da war Frau Borttscheller als alleinige Geschäftsführerin der Nordgrund zuständig – wohl aber die tatsächlichen.

Und worum ging es bei dem schwerwiegenden Problem, bei dem der Architekt an den Bauherren Borttscheller verweisen mußte? „Bezüglich der zusätzlichen WC-Anlagen der Einzelbüros konnte keine Einigung erzielt werden. Herr Lohmann (Baufirma Seeger. d.Red.) wird hier direkt mit dem Bauherrn, Herrn Borttscheller, sprechen...“So der leitende Architekt.

Auf die Frage, warum die Baufirma sich bei Problemen nicht an die Geschäftsführerin gewandt hat, sondern an ihren Mann, antwortet ein Mitarbeiter der Firma Seeger wie selbstverständlich: „Die konnte uns ja nicht weiterhelfen“– nicht einmal bei der Frage des WC-Einbaus. K.W.

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