: Unruhen in Hebron
■ Die Proteste richten sich gegen einen Jerusalem-Beschluß des US-Kongresses
Hebron/Jerusalem (AP/dpa) – In Hebron im Westjordanland ist es gestern den dritten Tag zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten gekommen. Etwa 70 Palästinenser bewarfen israelische Soldaten mit Steinen, woraufhin diese mit Gummigeschossen in die Menge feuerten. 16 Palästinenser und eine Fotografin wurden verletzt. Die palästinensische Polizei griff wie in den Tagen zuvor nicht ein. Am Wochenende waren bei Straßenschlachten in Hebron mindestens 60 Palästinenser verletzt worden.
Hintergrund der neuen Unruhen ist eine Entscheidung des US- Kongresses, der eine Empfehlung ausgesprochen hatte, die amerikanische Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Der Beschluß, der die formelle Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels beinhaltet, hat bei den Palästinensern heftige Proteste hervorgerufen. Die Palästinenser betrachten den Ostteil Jerusalems als Hauptstadt eines künftigen palästinensischen Staates. Vor dem US-Konsulat in Jerusalem demonstrierten gestern einige Dutzend Palästinenser. Auf einem Transparent hieß es: „Wer ist der US-Kongreß, daß er über das Schicksal Jerusalems bestimmt?“
Nach einem Bericht der in Ost- Jerusalem erscheinenden Zeitung Al Kuds soll ein palästinensischer Grundstücksmakler im palästinensischen Gefängnis von Jericho Selbstmord verübt haben. Nach Angaben der Zeitung handelt es sich um Hakam Kamhawi aus der autonom verwalteten Stadt Nablus im Westjordanland. Er wurde von einem der palästinensischen Geheimdienste unter dem Verdacht festgenommen, Land aus palästinensischem Besitz an Israelis verkauft zu haben. Die näheren Umstände seines Todes waren zunächst unklar. Drei palästinensische Makler waren ermordet aufgefunden worden, nachdem der palästinensische Justizminister Freih Abu Medein im Mai erklärt hatte, jeder, der Land an Israelis verkauft habe, verdiene den Tod.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen