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HVV hört die Signale

■ Hamburgs öffentlicher Nahververkehr soll noch besser werden: Der Fahrgast-Beirat für Bus und Bahn nimmt seine Arbeit auf Von Elke Spanner

Männlein und Weiblein sind gekommen, alt und jung, organisiert und solo. Bei soviel Pluralismus vertieft sich Peter-Henning Meier erstmal in sich und den vor ihm liegenden S-Bahn-Plan. Stimmen die Anschlüsse, die Taktzeiten, der Preis? Auserwählt aus 1,5 Millionen täglichen KundInnen des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) darf er den Fahrplan nicht nur studieren, sondern soll demnächst gar mit seinen Anregungen Gehör finden. Meier ist Mitglied im neu konstituierten Fahrgast-Beirat des HVV.

„Richtige“– oder sagte er „wichtige“? –, auf jeden Fall, damit brüstet sich Bausenator Eugen Wagner bei der Eröffnung der ersten Sitzung, sogar echte Fahrgäste des HVV sind im Beirat vertreten. 17 an der Zahl, und neben ihnen sollen auch die VertreterInnen von insgesamt 16 Verbänden ihre Interessen beim HVV einklagen können. Vom Hardcore-Automobilisten ADAC zum Beispiel, aber auch der Fahrradfahrervariante ADFC. Die SchülerInnenkammer hat eine Vertreterin entsandt, der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und die Landesarbeitsgemeinschaft behinderter Menschen. Damit auch die Wirtschaft am Bahnstandort Hamburg nicht zu kurz kommt, sitzen Herren der Handels- und Handwerkskammer mit am Tisch.

„Helfen Sie uns, damit die Sicht des Fahrgastes nicht zu kurz kommt“, bittet Wagner die versammelten Beiräte. Und die sind frohen Mutes, bald Bus und Bahn aufs rechte Gleis zurückgebracht zu haben. Zwar bekennt Hermann Scheunemann aus dem Aufsichtsrat des HVV, daß der Beirat sich seine „Einflußmöglichkeiten erst noch erstreiten muß“. Doch am HVV soll es nicht liegen.

An dessen Fahrgästen auch nicht. Anette Fay zum Beispiel lebt im Kreis Harburg, „eine Station hinter dem Ende des HVV“. Sie hat nicht zuletzt ein persönliches Interesse am Beirat und daran, daß ein öffentliches Verkehrsmittel demnächst bis vor ihre Haustür fährt. Gerlind Böwer, studierende Mutter aus Mümmelmannsberg, würde gerne mit dem Kinderwagen eine Rolltreppe rauffahren können, und Rentner Peter-Henning Meier will überhaupt mal aktiv werden, denn: „Ich habe kein Auto. Also bin ich dem HVV ausgeliefert.“

Bereits in 15 Städten und Gemeinden gibt es vergleichbare Beiräte. Fahrplan und Preis, Sauberkeit und das Liniennetz sind dort die Arbeitsschwerpunkte – die sich auch für Hamburg abzeichnen. Das Thema Sicherheit, in den vergangenen Wochen öffentlich als das Herzensanliegen der Hamburger Bürgerinnen und Bürger gehandelt, wurde allein von Gesa Witthöft, Vertreterin der Feministischen Organisation der Planerinnen und Architektinnen (FOPA), erwähnt.

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