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DGB hat Pumm

■ Gewerkschafts-Kongreß in Hamburg

Erhard Pumm bleibt auch in den nächsten vier Jahren Chef des Hamburger DGB. Mit überwältigender Mehrheit (68 zu 3) wurde er gestern auf der Hamburger Kreisdelegiertenversammlung des DGB für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Als Vorstandsmitglieder ebenfalls gewählt wurden Lutz Eylrich (HBV), Horst Krämer (IG Chemie) und Rosemarie Wechsel (DGB-Senioren).

In seiner vorangegangenen Rede hatte Pumm an Politik und Wirtschaft plädiert, „den Tanz um das goldene Kalb“aufzugeben. „Arbeitsplatzsicherheit und die soziale Existenz der Mitarbeiter“, so Pumm, „sind zweitrangig oder gar bedeutungslos geworden“, mahnte der Hamburger Gewerkschaftsboß, der selbst für die SPD in der Bürgerschaft sitzt. Angesichts von mehr als vier Millionen Arbeitslosen bundesweit müsse auch in Hamburg die Sicherung und Schaffung neuer Arbeitsplätze oberste Priorität haben.

Zumal sich auch in diesem Jahr wieder eine „Lehrstellenkatastrophe“anbahne. 4.500 Bewerber für einen Ausbildungsplatz stünden derzeit in Hamburg 1.300 Lehrstellen gegenüber. Pumms Fazit: Die Jugendarbeitslosigkeit werde steigen. Bürgermeister Henning Voscherau, so forderte der DGB-Chef, müsse die Ausbildungssituation daher endlich „zur Chefsache erklären“.

Selbstkritik gerade bei diesem Thema ließ der alte und neue Obergewerkschafter vermissen. Denn immerhin steht Hamburgs Arbeitnehmer-Organisation vor der Vergreisung, immer weniger junge Menschen treten den Gewerkschaften bei. Bei der ÖTV ist nur noch jedes 60. Mitglied ein Azubi. Vor 10 Jahren kamen die ÖTV-Lehrlinge immerhin noch auf einen Anteil von vier Prozent.

Nach taz-Redaktionsschluß wurden die Versammlung mit der Beratung diverser Anträge bis in den späten Abend fortgesetzt. flo

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