: Fluß frei für Container-Frachter
Die Ausbaggerung der Elbe ist seit gestern umweltverträglich ■ Von Heike Haarhoff
Der Strom muß sich den Schiffen anpassen. Uferpflanzen, Fische und Sandwürmer können die Vertiefung der Elbe-Fahrrinnen für die Containerschiffe durchaus vertragen, ohne gleich wegzusterben. So lautet das Ergebnis der Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU), die Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus (parteilos) gestern präsentierte. Damit ist der Weg frei für die umstrittenen Baggerarbeiten zwischen Hamburg und Cuxhaven.
92 Hektar Ufer-Biotope, so das Umwelt-Gutachten der Hamburger Planungsgruppe Ökologie und Umwelt Nord, würden durch die Elbvertiefung vernichtet. Ursache sei steigendes Tidehochwasser um bis zu vier Zentimeter, das den Lebensraum von Röhricht am Ufer zerstört. Rückzugsmöglichkeiten haben die Pflanzen nicht – es gibt so gut wie kein Deichvorland, bedauerte Gutachter Gerhard Albert. Das sei aber nicht weiter schlimm, jubilierte Wirtschaftssenator Rittershaus, „weil wir ja alles ausgleichen“.
„Mindestens zehn Millionen Mark“werden investiert, um ökologisch wertvolle Flachwasserzonen an anderer Stelle herzustellen, Deiche zu öffnen und bestehende Biotope noch biotopischer zu machen. Beruhigt wird das Öko-Gewissen an Hahnöfer Nebenelbe, Wischhafener Fahrwasser, Belum, Störmündung, Pinnau und Gauensieker Sand sowie Hetlingen und Borghorster Wiesen.
Noch bevor überhaupt die Genehmigung vorliegt, soll bereits im Sommer mit einem Teil der Elbvertiefung um 30 Zentimeter begonnen werden, kündigte Baudirektor Jörg Osterwald von der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord an. Notfalls lasse sich dieser „Eingriff“rückgängig machen: „Die Elbe verlandet doch ganz schnell.“
Die 150 Kilometer lange Strecke bis zur Nordsee ist derzeit für Schiffe mit Tiefgängen bis zu 12 Metern jederzeit, und bis zu einem Tiefgang von 12,80 Metern abhängig von der Tide befahrbar. Künftig soll sie bis 13,80 Meter tideabhängig befahrbar sein. Dann könnten die Frachter künftig mehr Ladung ohne zusätzliche Kosten durch Wartezeit auf die Flut transportieren. Daß die Schiffe nicht einmal den derzeit möglichen maximalen Tiefgang ausnutzen, interessiert Rittershaus nicht: „Nur mit der Vertiefung kann Hamburg im internationalen Wettbewerb der wachsenden Warenströme bestehen.“Da dürfe niemand Kosten scheuen. An dem 200-Millionen-Projekt beteiligen sich der Bund mit 180, Hamburg mit 20 Millionen.
Der Löwenanteil des anfallenden Baggerguts (27,5 von insgesamt 30 Millionen Kubikmeter) wird wieder im Fluß verklappt. Nur die „Feinkorn-Fraktion“, die sich nicht stabil am Ufer lagern läßt, muß auf Spülfelder. Eine Unterbringung in den Salzkavernen der Chlorindustrie von Dow Chemical in Stade schließt Rittershaus kurzfristig aus: „Das sind Investitionen über 15 bis 20 Jahre und in einer Höhe, über die so kurz vor den Wahlen nicht mehr entschieden wird.“
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