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Schön, außer dat Ergebnis

Nach Rhein Fires World-Bowl-Niederlage hegt Footballer Burgsmüller zwiespältige Gefühle  ■ Aus Barcelona Matti Lieske

Als ob es noch irgendeine Rolle spielen würde, übte Manfred Burgsmüller zwei Minuten vor Ende der leicht großspurig „World Bowl“ genannten Partie im American Football emsig Schußbewegungen. Auf der anderen Seite feierten die Spieler der Barcelona Dragons bereits begeistert ihren Sieg. Die große Mehrzahl der 31.100 Zuschauer im schmucken Olympiastadion der katalanischen Metropole tat es ihnen gleich, Dragons-Coach Jack Bicknell hatte längst seine obligatorische Eiswasserdusche erhalten, und sein Quarterback Jon Kitna war zum besten Spieler dieses Finales der World League gewählt worden.

38:24 stand das Match, und es spielte also wirklich keine Rolle mehr, ob Burgsmüller noch drei Pünktchen für seine Rhein-Fire- Mannschaft aus Düsseldorf herausholen würde. Aber auch mit 47 möchte ein Burgsmüller bereit sein, wenn man ihn ruft, zumal dies einem Kicker nicht allzu oft widerfährt. Meist steht er tatenlos an der Außenlinie. „Du mußt immer eingreifen, wenn es nicht gut läuft“, sagte der Exfußballer hinterher, „am liebsten hätte ich gar nicht eingegriffen.“ Abgesehen von Bonuspunkten nach vollzogenem Touchdown, versteht sich.

In Barcelona brauchte er nicht mehr einzugreifen, da ein weiterer Paß von Quarterback T.J. Rubley in den Armen des Gegners landete. Es blieb beim 24:38, und Rubley hatte das Duell mit seinem Gegenüber Kitna klar verloren. An Burgsmüller hat es jedenfalls nicht gelegen, daß die Düsseldorfer in der World Bowl ebenso scheiterten wie im Vorjahr Frankfurt Galaxy bei den Scottish Claymores. Wenn er gerufen wurde, verwandelte er seinen Kick sicher, im Gegensatz zum, auf spanische Verhältnisse übertragen, kaum minder berühmten Kollegen von den Dragons. Jesús Angoy, ehemaliger Gelegenheits- und Ersatztorwart des FC Barcelona sowie Schwiegersohn von Johan Cruyff, patzte einmal und durfte am Ende dennoch die größten Ovationen vom football-, aber auch fußballbegeisterten Publikum einheimsen.

Im gewissen Sinne ist die World League eine Liga der Zukurzgekommenen. Da gibt es Burgsmüller, den viertbesten Bundesliga- Torschützen aller Zeiten, dem dieses mit wenig Länderspielen und Titeln vergolten wurde. Angoy war Europacup-Sieger der Landesmeister, aber eben nur Ersatz. Da ist Dragons-Receiver Alfonzo Browning, der mit den San Francisco 49ers Super-Bowl-Sieger wurde, aber kein einziges Spiel bestritt. Oder Bicknell, der es nie als Chefcoach in die NFL schaffte. Rubley steht bei den Denver Broncos auf der Kippe, MVP Jon Kitna kämpft um den Platz des dritten Quarterbacks bei den Seattle Seahawks, und der elegante Dragons- Receiver Sheddrick Wilson darf bei den Houston Oilers auch nur trainieren.

Entsprechend ist das Niveau der Liga. Gut, aber eben nicht überragend. Weit über dem Bundesliga- Level, aber längst nicht NFL-würdig. Die World Bowl hatte alles zu bieten, was diesen Sport spektakulär macht: Atmosphäre, wie sie bei kaum einem Fußballspiel entsteht, eine Show mit feuerspeienden Drachen und überhaupt sehr viel Getöse, wie es sich für eine Stadt gehört, die spektakelfreudige Theatergruppen wie La Fura dels Baus oder Els Comediants hervorgebracht hat. Es gab schöne Pässe zu bestaunen, dynamische Läufe, wuchtige Tacklings, dazu acht Touchdowns, aber auch luschige Anspiele und schlampiges Abwehrverhalten.

Mit der Zuschauerzahl in Barcelona wird World-League-Präsident Oliver Luck leben können, immerhin kamen doppelt soviel wie normalerweise während der regulären Saison. Ansonsten aber blieb der Durchbruch der Liga mit den sechs Mannschaften aus Schottland, London, Amsterdam, Barcelona, Düsseldorf und Frankfurt auch in diesem Jahr aus. Nur Frankfurt Galaxy lockt ständig 30.000 bis 40.000 Zuschauer, schafft es aber zum Leidwesen der Organisatoren nie, das Endspiel ins Waldstadion zu holen.

Wenigstens blieb der World League das Schlimmste erspart: Veranstalter Barcelona Dragons hätte sich nach miserabler Rückrunde um ein Haar gar nicht qualifiziert. Ein Endspiel Scottish Claymores gegen Rhein Fire im Olympiastadion hätte der Todesstoß für die Liga sein können. Johan Cruyff wäre jedenfalls ohne Familienbande nicht gekommen.

Dank ihrer soliden Leistung im Finale kamen die „Draagons“, wie sie die Katalanen liebevoll rufen, aber schließlich doch noch zu einem Happy-End. „Bei den Spaniern hat heute wirklich alles geklappt“, mußte Manfred Burgsmüller neidvoll anerkennen. Dann zog er doch ein halbwegs versöhnliches Fazit: „Schöne Sache, außer dat Ergebnis.“

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