Faradsch Sarkuhi wird der Prozeß gemacht

■ Irans oberster Justizchef wirft dem Schriftsteller Spionage und Republikflucht vor

Teheran/Berlin (dpa/taz) – Dem in Teheran inhaftierten Schriftsteller Faradsch Sarkuhi wird der Prozeß gemacht. Das erklärte der oberste iranische Justizchef, Ajatollah Mohammad Jasdi, gestern auf einer Pressekonferenz. „Ich habe persönlich angeordnet, die Untersuchungen in dem Fall Faradsch Sarkuhi zu beenden. Sein Gerichtsverfahren wird bald beginnen.“ Am Montag hatte Sarkuhis Bruder Ismail dem persischsprachigen Programm der BBC in Teheran erklärt, ihm sei mitgeteilt worden, der Prozeß habe bereits am selben Tag begonnen. Darauf angesprochen, erklärte Jasdi gestern: „Ich weiß nichts von einer Verhandlung gestern. Aber ich weiß, daß das Verfahren stattfinden soll, vielleicht sogar heute.“

Angeklagt wird Sarkuhi laut Irans Justizchef wegen „Anschuldigungen, die mit Spionage in Verbindung stehen“. Desweiteren gehe es auch um einen Versuch, „das Land illegal zu verlassen“. Sarkuhi hatte in einem aus dem Iran geschmuggelten Brief geschrieben, ihm werde „Spionage für Deutschland“ vorgeworfen. Anlaß sei ein Treffen iranischer Schriftsteller mit dem Kulturreferenten der deutschen Botschaft in Teheran, Jens Gust, im vergangen Juli. Die Runde war vom Geheimdienst gesprengt und zum konspirativen Treffen stilisiert worden.

Sarkuhi war am 3. November vergangenen Jahres auf dem Flughafen Teheran verschwunden, als er versuchte, seine in Deutschland lebende Familie zu besuchen. In seinem Brief beschrieb er, wie ihn der iranische Geheimdienst 47 Tage malträtierte. Nach einer vorübergehenden Freilassung schlug Sarkuhis Familie am 27. Januar Alarm: Der Schriftsteller sei erneut in Teheran verhaftet worden. Irans Führung behauptete daraufhin, Sarkuhi sei bei dem Versuch festgenommen worden, den Iran illegal mit einem Boot über den Persischen Golf zu verlassen.

„Es ist noch nicht entschieden, ob die Verhandlung öffentlich, halböffentlich oder hinter verschlossenen Türen stattfinden wird“, erklärte Justizchef Jasdi gestern. Internationale Beobachter hatten zuvor vergeblich versucht, eine Einreisegenehmigung für den Prozeß zu bekommen. taud