: Hafenkrieg um Altenwerder
Hafen- und Lagerhaus AG meldet alleinigen Anspruch auf Containerterminal an. Konkurrenz spricht von „Wettbewerbsverzerrung“ ■ Von Heike Haarhoff
Der Verteilungskampf um Altenwerder hat begonnen. Die Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG (HHLA), größtes Umschlagsunternehmen der Hansestadt, will das geplante 250 Hektar große Containerterminal ab dem Jahr 2001 ganz allein führen. „Die HHLA erhebt den Anspruch, Betreiber in Altenwerder zu sein. Diesen Anspruch erheben wir allein“, kündigte HHLA-Vorstandschef Peter Dietrich gestern allen Konkurrenten den Krieg an.
Dietrich rechnet fest damit, daß Hamburg der stadteigenen HHLA (1996: 429 Millionen Mark Umsatz, 70 Prozent Marktanteil am Containerumschlag) den Zuschlag für die vier Liegeplätze erteilen wird: „Die Stadt wird der Tatsache Rechnung tragen, daß wir mit unseren Kapazitäten am Ende sind“, sprach er siegesgewiß. Es sei „nicht sinnvoll, das Terminal zu teilen“, lautet Dietrichs schroffe Absage an Konkurrent Eurokai. Der zweitgrößte Umschlagbetrieb (30 Prozent Container-Marktanteil) hatte erst vorgestern ebenfalls Anspruch auf Altenwerder bekundet: „Die Lizenzentscheidungen sind ohne die Berücksichtigung der Eurokai-Interessen nicht denkbar.“
Bei anhaltendem Wachstum der Containerverkehre seien die Umschlagskapazitäten spätestens 2002 erschöpft, begründet Eurokai seinen „dringenden“Bedarf. Allerdings hält der Betrieb, anders als die HHLA, „eine gemeinsame Betriebsgesellschaft für denkbar“. Sollte die Stadt aber dem HHLA-Begehr auf Alleinherrschaft nachkommen, „ist das Wettbewerbsverzerrung“, schnaubte Eurokai-Sprecher Martin Reinhold gestern, gegen die man „vorgehen“werde. „Unzulässige Verzerrung“sieht auch GAL-Wirtschaftsreferent Detlev Grube. Dem Marktzugang würden Schranken durch eine „politische Entscheidung“gesetzt.
Letztere wird ein Gremium aus Finanz- und Wirtschaftsbehörde noch 1997 treffen, bestätigte Sprecher Wolfgang Becker. Eine öffentliche Ausschreibung der Grundstücke „machen wir nie“. Beurteilt würden Kriterien wie Hafenbezug, Arbeitsplätze sowie Flächenbedarf. Dabei könne die HHLA als Siegerin hervorgehen: „Denkbar ist, daß nur ein Unternehmen Altenwerder bekommt.“
Zumal die HHLA auch die bisherigen Altenwerder-Geschäfte federführend für die Stadt abgewickelt hat: HHLA-Tochter GHS hat „in dreistelliger Millionenhöhe“Grundstücke und Immobilien in Altenwerder sowie auf dem Gelände der künftigen Hafen-City aufgekauft. Diese sollen in das städtische „Sondervermögen Hafen und Stadt“fließen und den Hafenausbau in Altenwerder finanzieren. Die Aufkäufe finanzierte die erst 1995 gegründete GHS „über den Kapitalmarkt oder aus dem Unternehmen selbst“. Als GHS-Gesellschafterin könne die HHLA der Tochter „Darlehen geben“, findet HHLA-Sprecher Heinz Oberlach. Wettbewerbsverzerrung sei das nicht: „Außerhalb der Infrastrukturfinanzierung“, so Dietrich spitz, „gibt es keinen Zusammenhang zwischen GHS und HHLA“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen