: Hektische Beats gegen die Liebe
■ Frankfurter Gabba-DJ ruft zur Gegenveranstaltung Hate Parade auf. OVG: Love Parade genehmigt
Möglicherweise wird es sogar vier Hate Parades am 12. Juli geben, neben der Love Parade, die gestern auch vom Oberlandesgericht genehmigt wurde. Neuestes Gerücht: Der Kreuzberger Kitkat- Club plane auch eine Hate Parade. Zudem wollen Kreuzberger Punks und Autonome ein Konzert unter dem gleichen Motto veranstalten. Und Hannoveraner Punks wollen ihre berüchtigten Chaos-Tage unter selbigem Namen nach Berlin verlegen. Bis ins Jahr 2000.
So weit denkt DJ Trauma XP, bürgerlich Martin Kliehm, noch nicht. „Wenn wir es bis zum Neptunbrunnen schaffen, bin ich erst mal zufrieden.“ Er ist der Veranstalter der einzig sicher stattfindenden Hate Parade. Die Namensverwirrung tue ihm leid, „aber die Flyer sind schon gedruckt“. Eigentlich finde er den Titel „ja auch doof“, er wolle keine Randale, weder gegen Menschen noch gegen Gegenstände.
Geht es nach dem Medienaufgebot, das der Pressekonferenz des Gabba- und Hardcore-DJs beiwohnt, müßte die Gegenveranstaltung ein voller Erfolg werden. Kliehm rechnet jedoch vorsichtig mit 2.000 bis 3.000 Leuten. Das werden die Gabber und Hardcoretechnofans sein, deren Wagen laut Kliehm für die Millionenparade nicht genehmigt wurden. „Proletentechno“ hätten die Love-Parade-Leute es genannt, im Gegensatz zu ihrem intelligent techno.
Wahrhaft proletarisch gibt sich der Frankfurter DJ. Ihm sei die Love Parade zu kommerziell, 4.000 Mark müsse man für einen Wagen an die Organisatoren zahlen. Außerdem habe die TV-Soap „Marienhof“, die das Massenspektakel als Hintergrund für einige Folgen im Herbst nehmen wird, da nichts zu suchen. Aber dem Hate-Parade-Veranstalter geht es auch um politischen Anspruch. So soll es auch eine Demonstration gegen Nazis sein, die sich verstärkt mit Springerstiefeln und „Sieg Heil!“- Rufen unter die Gabba-Szene mischten. Und es soll ein Gedenkmarsch werden für den im Januar geschlossenen Technoclub Bunker und das von der Schließung bedrohte Tacheles. Die Hate Parade beginnt folgerichtig an der Albrecht- Ecke Reinhardtstraße, vor dem ehemaligen Bunker, und führt über Friedrich- und Oranienburger Straße zum Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus. Elke Eckert
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