Mission erfüllt, Vorhang zu

Es war ein festes Ritual. Immer wenn der HSV in der vergangenen Saison ein Heimspiel hatte, begann die anschließende Pressekonferenz mit einer Neckerei. „Herr Magath, Ihr Kommentar zu diesem glücklichen Spielausgang, bitte“, stichelte Mediensprecher Michel Rodzynek. „Vielen Dank, Herr Rodzynek, das Ergebnis war verdient“, piekste Trainer Felix Magath nicht weniger spitz zurück.

Die Kontrahenten perfektionierten ihre gemeinsamen Auftritte. Dabei erschienen die beiden der FAZ wie die norddeutsche Variante der „Frontal“-Gegner Kienzle und Hauser. Doch während die ZDF-Politfritzen weitermachen, ist beim HSV die Show vorerst aus. Über Pfingsten wurde Protagonist Magath aus dem Ensemble entfernt, gestern kündigte Antagonist Rodzynek an, die Bühne verlassen zu wollen.

Zum 31. Juli wird der selbständige PR-Berater sein freiberufliches Engagement beim HSV beenden. Man trenne sich „in bestem Einvernehmen“, hielt sich Rodzynek in seiner Presseerklärung an die Usancen der freien Wirtschaft: Die Form wird gewahrt. Er scheide, weil es ihm „aus unternehmerischen Gründen“nicht möglich sei, in die Geschäftsstelle umzuziehen, wie es der HSV wünscht.

PR-Mann Rodzynek, ein enger (Geschäfts-)Freund des kürzlich zurückgetretenen Vize-Präsidenten Volker Lange, war im August 1996 beim HSV eingestiegen. Zuvor hatten sich der damalige Sprecher, Hans-Jürgen Quast, und der Verein überraschend getrennt – wegen unterschiedlicher Vorstellungen in puncto Außendarstellung, so die offizielle Version.

Es war damals jedoch auch spekuliert worden, daß Seeler-Stellvertreter Lange den Ma-gath-Freund Quast loswerden wollte, um mit Rodzynek einen Mann seines Vertrauens beim HSV unterzubringen. Jetzt sind alle weg: Die Show kann wieder von vorne beginnen. cleg