: Milch macht munter
■ Milch-Union Hocheifel macht als Genossenschaftsmolkerei Furore
Bitburg (taz) – Norbert Milbert aus Bauler, einem kleinen Ort in der Nähe von Bitburg, ist zufrieden. Der 33jährige Landwirt liefert seit Jahren rund 700.000 Liter an die Molkerei „Milch-Union Hocheifel“ (MUH). Milbert ist einer von 1.900 Bauern, die nicht nur ihre Milch an die Molkerei liefern, er ist aktives Mitglied in der Genossenschaftsmolkerei.
Für Milbert ist die MUH eine Vorzeigegenossenschaft. „Bei uns wird der Genossenschaftsgedanke gelebt.“ Die Firma im Eifelort Pronsfeld sei eben noch fest in der Hand der Bauern. Die Milcherzeuger seien in allen Gremien, ob Vorstand, Aufsichtsrat oder in den Vertreterversammlungen, präsent. „Hier in der Hocheifel hängen alle an ihrer Molkerei und engagieren sich“, sagt Milbert.
In der Region gibt es außer der Molkerei keinen weiteren größeren Arbeitgeber. 400 Arbeitsplätze hängen direkt von der Milchverarbeitung ab. Und die läuft auf vollen Touren. 1996 konnte man einen Umsatz von rund 447 Millionen Mark verbuchen. Im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von immerhin 8,1 Prozent. Und während die meisten genossenschaftlichen Molkereien Verluste machen, konnte in der Hocheifel sogar ein Bilanzgewinn von 250.000 Mark eingefahren werden. Doch das Wichtigste für Milcherzeuger wie Milbert ist der Milchpreis. Davon leben er und seine Familie. Und die Pronsfeld Genossenschaft ködert mit ihren hohen Milchpreisen immer mehr Landwirte aus Luxemburg, Belgien und selbst aus Nordrhein-Westfalen. Knapp 61 Pfennig zahlte die Milch-Union Hocheifel ihren Bauern für jeden Liter Milch. Bundesweit sank der Auszahlungspreis 1996 auf durchschnittlich 56 Pfennig.
Der Erfolg der vergangenen Jahre hat sich herumgesprochen. Seit Anfang des Jahres sind 65 Landwirte aus der Region Aachen mit einer Milchmenge von 25 Millionen Kilogramm zur Milch- Union Hocheifel hinzugekommen. Weitere 160 Milcherzeuger werden ab dem 1. Januar 1998 über 45 Millionen Kilogramm Milch nach Pronsfeld liefern.
Und das ist notwendig für die MUH. „Der Trend zu immer größeren Betriebseinheiten mit einer durchrationalisierten und kapitalintensiven Produktion wird anhalten“, hat Friedrich Hülsemeyer, Milchmarktexperte bei der Bundesanstalt für Milchforschung, festgestellt. Molkereien, die weniger als 500 Millionen Kilo Milch pro Jahr verarbeiten, werden sich mittelfristig nur behaupten können, wenn sie als Lieferanten von „Bio“-Produkten eine Marktnische besetzen können. Michael Franken
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