: Olympia gratis, Fußball kostenpflichtig
■ Bertelsmann rechnet mit Anlaufverlusten für Pay-TV. Mit dem jetzigen Milliardengewinn ist der Chef nicht zufrieden
Hamburg (AFP/rtr) – Olympische Spiele sollen auch nach der geplanten Ausweitung des Pay-TV im Fernsehen gratis zu sehen sein, versicherte Bertelsmann-Vorstandschef Mark Wössner in einem Interview mit dem Spiegel. „Die Bevölkerung hat ein Recht darauf, dieses Ereignis kostenlos sehen zu dürfen“, sagte Wössner, dessen Unternehmen zusammen mit der Kirch-Gruppe in den kommenden Jahren massiv das Fernsehen gegen Bezahlung fördern will. Live- Übertragungen von Fußball-Weltmeisterschaften könnten dagegen künftig dem Bezahlfernsehen vorbehalten werden. Die übrigen Zuschauer würden die Spiele erst zeitversetzt zu sehen bekommen.
Im Pay-TV rechnet Wössner in zehn Jahren mit insgesamt sechs Millionen Abonnenten und sechs Milliarden Mark Jahreserlösen. Anlaufverluste von zwei bis drei Milliarden Mark in den ersten Jahren würden Kirch und Bertelsmann aber nicht erspart bleiben.
Wössner sagte, daß die Betriebsgewinne von Bertelsmann im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr mit 1,6 Milliarden Mark zwar über dem Wert des Vorjahres lägen, als der Medienkonzern bei einem Umsatz von 21,5 Milliarden Mark einen Gewinn von 1,53 Milliarden Mark erzielte. Dennoch meinte der Konzernchef, er könne derzeit nicht ganz zufrieden sein, denn der angestrebte Gewinn sei nicht erreicht worden. Dies liege am Bertelsmann-Engagement bei der Mediengruppe CLT-UFA. Dort seien riesige Anlaufverluste für neue Sender und beträchtliche Abschreibungen auf Firmenwerte zu verdauen.
Zu den Problemen für Bertelsmann zählte Wössner auch das „eher flau“ laufende deutsche Zeitschriftengeschäft und den Buchbereich. Der designierte Nachfolger von Wössner, Thomas Middelhoff, sagte unterdessen dem Focus, er wolle Bertelsmann wieder zur „Nummer eins“ im englischsprachigen Buchgeschäft machen und das digitale Bezahlfernsehen international ausbauen.
Interview Seite 18
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