Horthaus Gleimstraße bald dicht

■ Sozialbehörde verlegt Hortbetreuung von Schulkindern in Schulen

Lin K. (Name geändert) muß die vierte Klasse in der Grundschule Lessingstraße wiederholen. Ihre Eltern nehmen sich wenig Zeit für sie. Für das Mädchen ist der Hort an der Gleimstraße mitten im Steintorviertel ein wichtiger Halt – mit warmem Mittagessen und Hausaufgabenhilfe. Ab Herbst ist es damit vorbei. Denn Lin, obwohl sie Grundschülerin ist, muß für jüngere Kinder Platz machen.

Bereits im Herbst 1996 wurde eine Hortgruppe für „ältere“Kinder im Horthaus Gleimstraße ersatzlos gestrichen. Im Herbst 1997 verliert das Haus eine weitere Gruppe. Bleibt eine Gruppe übrig in dem 1990 erbauten, sehr gut ausgestatteten Gebäude mit frisch renoviertem Spielplatz. Die soziale Einrichtung funktioniert gut, sie ist gut ausgestattet. Trotzdem wird sie ausgeblutet und soll nun ganz geschlossen werden.

Dafür soll gleichzeitig für zehntausende Mark in der Schule Schmidtstraße ein Ersatz aus dem Boden gestampft werden. Dort steht den 20 Kindern ein unbenutztes Klassenzimmer zur Verfügung – und der asphaltierte Schulhof. „Ein anderes, nicht schlechter ausgestattetes Umfeld“sei die Asphaltfläche im Vergleich zum Spielplatz an der Gleimstraße, stellt Christel Hempel-Wankerl von der Bildungsbehörde klar. Sie plant das Projekt „Horte an Schulen“. Zwei Monate vor Beginn des neuen Hortjahres weiß noch niemand genau, was der Umbau des Klassenzimmers inklusive Küchenzeile kostet. Es seien aber weniger als 30.000 Mark, versichert Bildungsressort-Sprecherin Erika Huxhold. Eine Entsiegelung der Asphaltfläche ist ins Auge gefaßt, Termine dafür gibt es nicht. „Niemand hindert die Kinder daran, auf den Spielplatz an der Gleimstraße zu gehen“, sagt Hempel-Wankerl.

Die Direktorin der Grundschule Schmidtstraße, Christel von Bloh, hatte sich vergangenes Jahr gemeldet, als die Bildungsbehörde Schulen suchte, die auf ihrem Gelände ein Hortangebot machen wollten. Eine Umfrage bei den Eltern („Haben Sie bereits gehört, daß geplant wird, Hortbetreuung von Schulkindern an Schulen zu verlagern und halten Sie dies für wünschenswert?“) habe „großes Interesse“an der Hortbetreuung in der Schule ergeben. Daß das „Horthaus Gleimstraße“dafür aufgegeben werden solle, wurde nicht gesagt. Auch nicht, daß Kindern aus der Schule Lessingstraße dann weniger Plätze zur Verfügung stehen und deshalb „ältere“Kinder wie etwa Lin außen vor bleiben.

Die Eltern der gegenwärtigen Hortkinder aus der Schule an der Schmidtstraße wurden lediglich „informiert“, daß ihre Kinder ins umgebaute Klassenzimmer ziehen müssen. Eine Mutter hat den Konflikt nicht gescheut und darauf bestanden, daß ihr Sohn bei seinen FreundInnen in der letzten Gruppe im Hort Gleimstraße bleibt – und sich durchgesetzt. Für das Horthaus wird in der Sozialbehörde über neue Nutzungen „nachgedacht“.

Sozialbehördensprecher Holger Bruns-Kösters weiß: „Eine neue Hort- oder Kindergartengruppe kommt da aber nicht rein“, – die Verlagerung der Hortgruppen in die Schulgebäude soll Kosten sparen.

„Da bleibt ja kaum jemand übrig“, meint ein Junge vom Horthaus Gleimstraße niedergeschlagen, als er die Liste mit den Namen von Lin und all den anderen liest, die den Hort verlassen müssen. „In anderen Stadtteilen werden schon Drittklässler aus dem Hort geschmissen“, so Christel Hempe-Wankerl, das ist Sachzwang.“

Gaby Mayr