: Streit um „junge Welt“-Genossenschaft
■ „jungle World“-Mitarbeiter wollen austreten. Ihr Antrag auf Auflösung scheiterte
Im Konflikt zwischen junger Welt und den Mitarbeitern der jungle World haben letztere am Wochenende eine erneute Niederlage erlitten. Die genossenschaftliche Vollversammlung am vergangenen Samstag stand im Zeichen des Konflikts, der im Mai zur Spaltung der Redaktion geführt hatte. Eines der neun Gründungsmitglieder der Genossenschaft, Heike Runge (mittlerweile jungle World- Redakteurin), hatte einen Antrag auf Auflösung der Genossenschaft gestellt, der jedoch mit 38 zu 11 Stimmen abgelehnt wurde. Der Genossenschaft LPG junge Welt gehören auch die von Geschäftsführer Dietmar Koschmieder geschaßten und jetzigen jungle World-Redakteure mit ihren Einlagen von je tausend Mark an.
Runge erklärte gestern gegenüber der taz, sie habe den Antrag in erster Linie aus „inhaltlichen Gründen“ gestellt. Die junge Welt sei für sie „publizistisch“ nicht mehr die Zeitung, die sie „mitgegründet“ habe. Somit sei der Antrag auch ein Akt der „öffentlichen Distanzierung“ gewesen – zumal die Genossenschaft ausdrücklich mit dem Ziel gegründet worden war, die Mitbestimmung der Mitarbeiter festzuschreiben. Es hätte sich jedoch gezeigt, daß die Zeitung mehr oder weniger von Koschmieder allein gelenkt werde. Dieser Argumentation wollte die Mehrheit der Vollversammlung aber nicht folgen.
In den nächsten Tagen wollen zehn Genossenschaftler, die inzwischen bei der jungle World arbeiten, ihren „Austritt aus der Genossenschaft“ bekanntgeben. Unter ihnen auch Vorstandsmitglied Ivo Bozic. Für ihn sei die Satzung der Genossenschaft „rechtlich sehr fragwürdig“. Zum einen sei die Genossenschaft noch nicht eingetragen und damit alle Beschlüsse „anfechtbar“. Auch hätten jene Genossenschaftler, die Mitarbeiter der jungen Welt seien, gegenüber den anderen Mitgliedern ein „höheres Vetorecht“. Somit sei es unmöglich, „einen produktiven Antrag einzubringen“, sagte Bozic.
Derzeit zählt die Genossenschaft 132 Mitglieder, die Anteile in Höhe von insgesamt 172.000 Mark gezeichnet haben. Davon sind bisher 146.000 Mark eingezahlt worden. Geschäftsführer Koschmieder kündigte als mittelfristiges Ziel an, die Einlagen auf mindestens 200.000 Mark zu erhöhen. Damit sei eine „relative Stabilität des Verlages“ gesichert. Die Genossenschaft war vor zwei Jahren gegründet worden, um die junge Welt finanziell abzusichern. Ohne sie würde die junge Welt „nicht über die Runden kommen“, so Vorstand Klaus Fischer. Karen König
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