: Börsengang der Sonne erfolgreich
■ Solarstromförderung der Bewag: Großer Zuwachs an Anlagen, Preise bröckeln. Wirtschaft: Betriebe gehen pleite
Die Einführung der „kostenorientierten Vergütung“ für die Einspeisung von Solarstrom hat sich bewährt: In dem halben Jahr seit Beginn des Programms „Bewag 2000“ hat es mit einem Zuwachs von etwa 20 Prozent einen bisher einmaligen Schub für die Errichtung von Solaranlagen gegeben. Zugleich hat die Bewag den Preis für Solarstrom um 14 Prozent gedrückt. Diese Bilanz zogen gestern Umweltsenator Peter Strieder (SPD) und die Bewag. Von den Solarfirmen dagegen wurde Kritik laut: Der Preisdruck treibe die mittelständischen Betriebe in den Ruin, Bauherren müßten bei Solaranlagen draufzahlen.
Mit dem Programm „Bewag 2000“ vom Januar hat sich der Stromerzeuger verpflichtet, für vier Jahre jeweils etwa 5 Millionen Mark für die Förderung des Solarstroms aufzubringen. Anders als in anderen Bundesländern bekommen die Erzeuger keine Garantie für die Vergütung ihrer Erzeugerkosten von etwa 1,80 Mark pro Kilowattstunde. Das Bewag-Geld wird per Fördermix verteilt: 50 Prozent bis maximal 7.250 Mark gibt es pro Kilowatt Leistung bei der Installation der Anlage. Der Preis wird für 15 Jahre mit etwa 70 Pfennig pro Kilowattstunde vergütet. Auf einer „Solarstrombörse“ schreibt die Bewag mehrmals im Jahr Kontingente von Solarstrom aus, der billigste Bieter erhält den Zuschlag.
Laut Strieder hat Berlin damit den „größten Zuwachs an Solaranlagen bundesweit“ erreicht. Seit Januar wurden 48 Anlagen mit einer Leistung bis jeweils 30 Kilowatt unterstützt, etwa ebenso viele wurden abgewiesen. Insgesamt wurden für 1,3 Millionen Mark Fördermittel 200 Kilowatt Leistung neu installiert, sagte Günter Borch von der Bewag. (Zum Vergleich: Bisher gibt es in Berlin 220 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 850 Kilowatt.) Für kleine Anlagen bis 5 Kilowatt bedeutet das eine Einspeisevergütung von 74 Pfennig – die Bewag hatte damit gerechnet, 81 Pfennig bezahlen zu müssen. Diesen Preisdruck lobte Strieder ausdrücklich als Mittel, die Solarwirtschaft zu Rationalisierungen und Preissenkungen zu zwingen: „Das sind keine Tofubäckereien. Die Betriebe dürfen nicht in einer Subventionsmentalität steckenbleiben.“
Dem Druck halten viele nicht stand: In den letzten Wochen seien vier mittelständische Solarfirmen pleite gegangen, beklagte Gotthard Schulte-Tigges vom „Verein zur Förderung der Solarenergie“. Größere Unternehmen gingen mit Dumpingpreisen auf den Markt, um Konkurrenten auszubooten. Und von niedrigen Preisen könne man nur für die Bewag, nicht aber für die einzelnen Bauherren reden: Die Förderung sei so gering, daß die Bauherren beim Bau einer Anlage kräftig zuschießen müßten. Bernhard Pötter
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