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■ StandbildDiese Schwaben!

„Tatort: Bienzle und der tiefe Sturz“, So., 20.15 Uhr, ARD

„Wer will fleißige Handwerker sehen?“ singt der Fernsehapparat, und bevor man noch „Niemand!“ rufen kann, laufen sie auch schon in Scharen über den Bildschirm. Denn es geht um den Standort Schwabenländle: Just, als der Unternehmer Schimmel (Bernd Tauber) seine Produktion nach Portugal verlegen wollte, purzelte er auf dem Betriebsausflug, heiligs Blechle, die Schwäbische Alb hinab.

Die Täteralternativen sind schnell abgesteckt: War's die Ehefrau des Mordopfers (Ulrike Kriener), die sich mit ihrem geleckten Geliebten (Martin Umbach) über die Firma hermachen will? Oder waren's die treuen Mitarbeiter, aus Angst um den Arbeitsplatz zur Bluttat getrieben? Mit der Klärung beauftragt ist ein selten unsympathischer Mensch namens Kommissar Bienzle (Dietz W. Steck): Der macht sich in fremden Büros breit, läßt sich Kaffee bringen, weist mit dem Finger mal hierhin, mal dorthin, gibt andauernd Anweisungen und das auch noch auf schwäbisch.

Autor Felix Huby hat offenbar irgendwo eine Wagenladung Schwaben-Klischees aufgekauft. Die will er nicht verkommen lassen: jede Szene, jeder Handlungsstrang paßt, muß einfach passen. Der eklige Pathologe Kocher (Klaus Spürkel) drängt sich in der Oper mit seinem Dienstausweis vor. Diese Schwaben! Bienzle spielt daheim mit seinen Blechmodellen. Nein, diese Schwaben! Bienzles Kollege denkt nur an die nächste Mahlzeit. Also schau sich mal einer diese Schwaben an! Etwas Sex durfte auch nicht fehlen: Völlig unmotiviert wurden hin und wieder zwei Stuttgarter Nutten durchs Bild geschoben, zum Verhör. Ach so, die Auflösung? Dumme Frage. Wir sind in Schwaben: Mord aus Arbeitsgier. Stefan Kuzmany

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