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Größte Stadt der Welt wählt links

■ In der Megametropole Mexiko-Stadt hat bei den ersten freien Wahlen eines Bürgermeisters der Kandidat der linken Opposition gewonnen. Auch im Parlament verliert die Staatspartei PRI nach 68 Jahren die absolute Mehrheit

Mexiko-Stadt (taz/dpa) – Gezeitenwechsel in Mexiko: Nach Auszählung von knapp 80 Prozent der Wahllokale kommt die seit fast 70 Jahren regierende Staatspartei PRI bei den Parlamentswahlen vom Sonntag auf einen Anteil von nur 38,17 Prozent der Stimmen. Bei den Wahlen 1994 waren es rund 50 Prozent gewesen. Den zweiten Platz belegte die konservative Partei der Nationalen Aktion (PAN) mit 27,3 Prozent vor der linksgerichteten Partei der Demokratischen Revolution (PRD) mit 25,88 Prozent. Damit verliert die PRI erstmals die absolute Mehrheit im Parlament.

Neben dem Abgeordnetenhaus wurde auch ein Viertel des Senats neu gewählt, wobei die PRI 37,51 Prozent, die PAN 27,66 und die PRD 26,02 Prozent erzielten. Im Senat war die PRI-Mehrheit wegen der nur teilweisen Erneuerung allerdings nicht gefährdet.

Die Bürgermeisterwahlen in Mexiko- Stadt gewann der Kandidat der PRD, Cuauhtémoc Cárdenas. Nach Auszählung der Stimmen in 79,7 Prozent der Wahllokale kam Cárdenas auf 47,7 Prozent. Der PRI-Kandidat Alfredo del Mazo landete mit 25,51 Prozent abgeschlagen auf Platz zwei. Es war die erste Bürgermeisterwahl in der Hauptstadt, nachdem das Stadtoberhaupt zuvor immer vom Präsidenten ernannt worden war.

Bei den Gouverneurswahlen, die am Sonntag in sechs weiteren Bundesprovinzen des Landes durchgeführt wurden, gewann die Nationale Aktion in den Bundesstaaten Nuevo Leon und Queretaro, während die PRI das Gouverneursamt in Campeche und Sonora halten konnte; aus den Bundesstaaten San Louis Potosi und Colima lagen bis Redaktionsschluß keine Ergebnisse vor; in mindestens zwei Bundesstaaten profilierte sich die PRD erstmals als zweitstärkste Kraft.

Die Wahlen gelten als sauberste Wahlen der mexikanischen Geschichte – wenn auch nicht ohne Wermutstropfen. In Chiapas haben Maskierte am frühen Morgen Stimmzettel verbrannt. Die Zapatisten- Guerilla EZLN hatte zwar zum Boykott der Wahlen aufgerufen, gleichzeitig aber erklärt, niemanden am Wahlgang hindern zu wollen. In weiten Teilen der Konfliktregion hatte es nach Ansicht von Menschen- und Bürgerrechtsgruppen wegen der massiven Militärpräsenz keine Voraussetzungen für die Durchführung „zivilisierter“ Wahlen gegeben. Tagesthema Seite 3

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