Neonazi-Flugblatt zur Love Parade ist gefälscht

■ Verfassungsschützer haben keine Hinweise auf einen Aufmarsch von Rechten

Der Verfassungsschutz hat keine Erkenntnisse darüber, daß rechte Gruppierungen aus Berlin oder dem Umland die Love Parade stören wollen. „Aus unserer Sicht gibt es dafür keine Anhaltspunkte“, erklärte gestern ein Sprecher der Behörde. Die Raver könnten „unbesorgt“ sein.

Daß Neonazis zur Love Parade mobilisieren, war in zwei Flugblättern angekündigt worden, deren Aufmachung eine rechtsextreme Urheberschaft nahelegt. Zumindest in einem Fall handelt es sich nachweislich um eine Fälschung. Bei einem zweiten Flugblatt geht der Verfassungsschutz ebenfalls davon aus, daß es nicht aus der rechten Szene stammt.

Der Tagesspiegel hatte in seiner Mittwochsausgabe ein Schreiben der verbotenen Wiking-Jugend als Beleg angeführt, daß ein Aufmarsch von Rechten zu befürchten sei. Bei dem Brief handelt es sich jedoch erkennbar um ein Fake. Der Verfassungsschutz äußerte Zweifel an der Authentizität. Der Brief trägt die Unterschrift von Wolfram Nahrath, dem früheren Bundesführer der Wiking-Jugend. Nahrath erklärte gestern gegenüber der taz: „Das ist eine Ente.“ Er bezeichnete das Schreiben als „eine originelle Idee, gut gemacht und scherzhaft“. Darin heißt es: Die Love Parade könne als „eine der bedeutendsten Manifestationen der deutschen Jugend gelten“. In Anspielung auf Massenaufmärsche des Dritten Reiches werden „in der äußeren Form“ Anknüpfungspunkte gesehen: „1 Million junger Menschen bewegen sich zu einem starren, maschinenartigen Rhythmus relativ gleichförmig über eine breite Allee.“ „Elemente der Love Parade werden für eine völkische Deutung und Umwertung bewußt offengehalten“, wird behauptet. „Um die deutsche Jugend wieder auf die rechte Bahn zu bringen“ solle sich „eine ausgewählte Schar von Mädel und Jungen“ an der Abschlußkundgebung beteiligen.

Das „Nationale Einsatzkommando Cottbus“ droht in dem zweiten Flugblatt, während der Love Parade drei Panzerminen sowjetischer Bauart zu zünden, wenn Innensenator Schönbohm (CDU) die Raver-Demo nicht verbietet. Die Love Parade sei der „multikulturelle Auswuchs des Bundeskonsumsystems“ und verderbe die deutsche Jugend, heißt es zur Begründung. Eine Gruppierung solchen Namens ist allerdings dem Verfassungsschutz unbekannt. Dorothee Winden