: Freunde unter sich
■ Zu seinem ersten Staatsbesuch zog es Laurent Kabila aus dem Kongo nach Namibia
Berlin (taz) – So einen Staat muß man lieben, wenn man gerade mal seit sieben Wochen Präsident in einem unübersichtlichen und dem Chaos zugeneigten Land ist. Das wüstenreiche Namibia im Südwesten Afrikas ist übersichtlich und eindeutig chaosfrei, und seine Regierenden brauchen nicht zu fürchten, zu Lebzeiten auf demokratischem Wege die Macht zu verlieren. Präsident Sam Nujoma von der herrschenden früheren Befreiungsbewegung Swapo, die nach jahrelangem Buschkrieg gegen die südafrikanischen Besatzer 1990 das Land in die Unabhängigkeit führte, ist unangefochtener Held der schwarzen Bevölkerungsmehrheit; die Opposition zu ihm besteht zumeist aus unverbesserlichen weißen Apartheid-Nostalgikern und ist daher politisch nicht ernst zu nehmen. Daß Namibia auf diese Weise in Richtung Einparteienstaat schlittert, ficht Nujoma nicht an, denn er weiß: Zu ihm gibt es keine Alternative.
So ein Zustand der Unerschütterlichkeit ist wohl auch der Traum von Laurent-Désiré Kabila, Präsident der Demokratischen Republik Kongo, der nach monatelangem Buschkrieg gegen die zairische Mobutu-Staatsmacht jetzt sein Land in eine „zweite Befreiung“ führte und liebend gern unangefochtener Held der kongolesischen Bevölkerung wäre, gegen den nur unverbesserliche Mobutu- Nostalgiker etwas einwenden könnten. So ist es nur logisch, daß Kabila zu seinem ersten Staatsbesuch im Ausland nach Namibia fuhr, das in Kabilas AFDL als heimliches politisches Vorbild gehandelt wird.
Ein aufregendes Ereignis war der Besuch nicht. Die beiden alten Guerillaveteranen schüttelten sich die Hände und spazierten durch Namibias kleine Hauptstadt Windhuk, eine der stillsten Metropolen der Welt und viel überschaubarer als Kinshasa. Eine Straße in Windhuk trägt seit diesem Spaziergang sogar Kabilas Namen. „Wir bezeugen auf diese Weise unsere Unterstützung und unsere guten Wünsche“, erläuterte Nujoma. Der namibische Präsident hat an Kabilas Kongo große Erwartungen. Ein altes Lieblingsprojekt Nujomas besteht darin, den Fluß Kongo – der eines der größten Regenwaldgebiete der Erde bewässert – von seinen Quellen im Süden Kongos durch Angola nach Namibia umzuleiten, um die dortigen Wüsten fruchtbar zu machen. Man kann nur hoffen, daß die Freundschaft zwischen Windhuk und Kinshasa nicht eng genug wird für solche Gigantomanie. D.J.
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