Ruhe nach dem Sturm

■ Nervöses Schanzenviertel nach den Messerstichen. Wo ist der Täter?

Der Imbiß Kep'up gegenüber dem Sternschanzen-Bahnhof ist geschlossen. Auf der anderen Straßenseite, hinter der Bushaltestelle, liegen Glassplitter über den Boden verstreut: die Reste eines Fensters von Kep–up – der Döner-Bude, in der vor zwei Tagen ein Afrikaner mit einem Messer schwer verletzt wurde. Um den Vorplatz des Bahnhofs, wo sich Junkies und Dealer treffen, kurven auffallend viele Polizei-Streifen: zu Fuß, im Mannschaftswagen, im Geländewagen.

In der Döner-Bude hatte es am Dienstag nachmittag einen blutigen Streit gegeben (taz berichtete). Ein 17jähriger Liberianer hatte sein Portemonnaie vergessen, als er zurückkam, war es leer. Der Streit eskalierte. Der Afrikaner wurde mit einem langen Döner-Messer am linken Oberarm verletzt, in ein Krankenhaus eingeliefert und konnte nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden.

Der Täter wurde noch nicht gefaßt, erklärte gestern Polizei-Sprecher Hans-Jürgen Petersen. Es sei „wohl ein Türke gewesen“. Noch aber sei nicht klar, ob es ein Angestellter oder ein Gast war. Vorgestern sagte ein Polizist vor Ort jedoch, die Personalien des Messerstechers seien bekannt. Einer der Verhafteten, Abubacarr C., war gestern wieder an der Schanze. Daß der Täter nicht gefaßt wurde, kann er nicht verstehen. Der Mann arbeite immer in dem Laden, er sei allen bekannt, erzählt er.

„Die Afrikaner standen kurz davor, den Laden zu stürmen“, so Petersen. Und auch auf dem Vorplatz gestern bestätigte einer der Junkies: „An die zwanzig Leute“seien zu der Bude gerannt, hätten eine Scheibe ausgehebelt und auf dem Vorplatz zertrümmert. Die Polizei nahm drei Afrikaner fest, ließ sie nach einer dreiviertel Stunde wieder frei. „Das war eine Maßnahmen zur Gefahrenabwehr“, so Polizei-Sprecher Petersen, „wir wollten die Situation beruhigen“.

Auf dem Bahnhofsplatz geraten unterdessen ein Junkie und ein Schwarzer in Streit. Der eine spuckt, der andere tritt. Ein Polizei-Wagen kommt angeprescht. Aus dem Mannschafts-Wagen nebenan springen Polizisten. Zwei kommen über die Straße gelaufen. Innerhalb von einer Minute stehen sechzehn Polizisten auf dem Platz. „Wir wollen zeigen, daß wir aufpassen“, sagt einer der Beamten. Ansonsten sei „alles ruhig“. Achim Fischer