: Unterm Strich
Keine Lust mehr: René Kollo gibt die Leitung des Berliner Metropol-Theaters nach über einem Jahr wieder ab. Gleichzeitig kündigte er die Liquidation der von ihm geführten Betriebsgesellschaft an.
Seine künftige Mitwirkung an diesem Haus will er von der weiteren Entwicklung abhängig machen, sagte sein Anwalt dazu. „Er ist grundsätzlich sehr stark engagiert für das Metropol-Theater und wird sich als Künstler nicht entziehen.“ Es handele sich bei der Liquidation auch nicht um einen Konkurs, neiiiiin, sondern um die Abwicklung einer Gesellschaft (Euphemismus für Arme), betonte der Anwalt.
Gleichzeitig kündigte der Senat den Überlassungsvertrag für das Metropol-Theater „wegen Nichtnachweis einer in Einnahmen und Ausgaben ausgeglichenen Wirtschaftsführung für 1997 und Folgejahre“. Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in anderer Regie, die von Berlins Kultursenator Peter Radunski (CDU) ausdrücklich gewünscht wird, ist ohne die Entlassung einer größeren Zahl der 380 Mitarbeiter vermutlich nicht möglich. Noch 1990 waren aus DDR-Zeiten 538 Personen im Theater beschäftigt.
Kollo, der offiziell ab 1. Januar 1996 im Amt war, zog jetzt die Konsequenzen aus den seit Monaten dauernden Auseinandersetzungen um die ihm wie anderen Berliner Bühnen auch angekündigten drastischen Kürzungen der Subventionen.
Theaterschaffende vermissen nach Ansicht des Bochumer Theaterdirektors Leander Haußmann den „Glanz und Glamour“, den sich der deutsche Film zur Zeit zurückerobert. „Der deutsche Film hat wieder Stars, und man redet über ihn. Das hat das Theater noch nicht geschafft“, bedauerte Haußmann am Donnerstag abend bei einer Podiumsdiskussion der Autorentheatertage in Hannover. „Im Gegensatz zum Filmfestival in Berlin ist das Theatertreffen dort einfach eine lieblose und glanzlose Veranstaltung“, sagte der Regisseur und Intendant. Es fehle der Bühne an Stars, aber vielleicht auch an Skandalen.
Damit sich das Theater gegen das Kino behaupten kann, müssen die Theaterschaffenden nach Worten Haußmanns „authentischer“ mit ihren Inszenierungen in den Vordergrund treten und nicht nur Texte bearbeiten. Er selber versuche das, indem er Mittel der Popkultur nutze. „Dafür bedarf es aber sehr viel Fingerspitzengefühl. Man darf nicht poppig sein wollen“, meinte Haußmann.
Als Konsequenz fühle er sich jetzt jedoch als „Einsamer und Ausgestoßener im Theaterbetrieb“. Kritiker würden ihn als seriösen Theaterschaffenden nicht mehr ernst nehmen. Das ist nun in der Tat gemein. Statt dessen hätten viele Medien über ihn berichtet: Musik- und Frauenmagazine, die sonst gar nichts mit dem Theater zu tun hätten. „Ich habe damit zuerst kokettiert“, gab Haußmann zu. Doch jetzt komme er aus dieser Ecke nicht mehr heraus. Ausgegrenzt!
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