: Azubis stehen im Regen
■ Migrantinnenprojekten werden die ausbildungsbegleitenden Hilfen gekürzt
Bisher bot das Migrantinnenprojekt INCI e.V. (Internationale Cultur und Information für Frauen) in Ottensen Ausbildungsbegleitungen für fast alle Berufe an: Angehende Arzthelferinnen, Friseurinnen und Rechtsanwaltsgehilfinnen zumeist türkischer Nationalität konnten sich zusätzlich zur regulären Berufsschule bei INCI gemeinsam auf die Prüfungen vorbereiten. Aufgrund von Sparmaßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit sollen diese Hilfen nun wegfallen.
„Für Ausländerinnen sind ausbildungsbegleitende Hilfen so wichtig, weil die jungen Frauen vom Elternhaus nicht immer unterstützt werden“, sagt Cathrin Liedmeier von INCI. Hinzu kämen Sprachprobleme, da sie weder die Muttersprache noch die deutsche Sprache vollständig beherrschten. „Deshalb trauen sie sich oft nicht, in der Klasse Fragen zu stellen. Gerade die Steuerfachgehilfinnen haben außerdem mit einer Materie zu kämpfen, die auch für deutsche Berufsschülerinnen nicht leicht zu bewältigen ist.“Außerdem belasteten ungeklärte Aufenthaltsbedingungen und eventuelle frühe Verheiratungspläne die Mädchen.
Im Herbst wird es aufgrund der Sparmaßnahmen erstmals in Hamburg zwei Monate lang überhaupt keine ausbildungsbegleitenden Hilfen geben. Spätestens ab November soll es dann nach den Plänen der Bundesanstalt für Arbeit statt bisher 114 nur noch 72 ausbildungsbegleitende Plätze geben.
Bisher bieten drei Träger (INCI, das bei der Arbeitserwohlfahrt angesiedelte Projekt ELLA in Billstedt sowie BAMBA in Harburg) diese Hilfen an. Zukünftig sollen nur noch zwei Projekte finanziert werden. Falls die Kurse bei INCI ab November nicht mehr durchgeführt werden können, weil ein anderer Anbieter den Zuschlag erhält, hätte das weitere Folgen für das Migrantinnenprojekt. Zur Zeit arbeiten in dem Bereich drei Mitarbeiterinnen und mehrere Honorarkräfte. Sie würden dann ihren Arbeitsplatz verlieren. lian
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen