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Aus dem UI-Cup gelullert

■ Nach einem mageren 0:0 gegen Istanbulspor bleibt die alte Frage offen: Wie bringen Dixies Jungs das Runde ins Eckige? Nur ein kleines Wunder kann den SV Werder jetzt noch ins internationale Geschäft bringen

err Susic ist ein schlauer Mann. Der Trainer der türkischen Erstligakicker von Istanbulspor brachte am Samstag auf den Punkt, was gut 17.600 Zuschauer über anderthalb Stunden hinweg im Weser-Stadion erlitten haben. Beide Mannschaften hätten sich „sehr viele Chancen erspielt“, so Susic. „Von daher stehen wir vor einem logischen Resultat.“Das „logische Resultat“hieß 0:0 – schöner kann man die chronisch schwächelnden Abschlußbemühungen auf beiden Seiten der UI-Cup-Begegnung Werder gegen Istanbulspor kaum noch auf den Punkt bringen. Bestenfalls noch mit der finalen Bemerkung einer aufmerksamen Zuschauerin, die ihre ästhetischen Leiden am Spiel kurz und verbratzt auf den Punkt brachte: „Lullerig!“

Sieht wirklich so aus, als hätte sich Werder aus dem internationalen Geschäft gelullert. Ein Gruppenspiel im UI-Hoffnungscup steht noch aus, doch die Bremer müssen schon auf ein kleines Wunder hoffen, um noch die Tabellenführung zu erreichen, die das Weiterkommen sichern würde. Istanbul steht bei gleicher Punktzahl mit zwei Toren Vorsprung vor den Bremern an erster Stelle, hat am kommenden Samstag aber einen Heimkick gegen die nicht sonderlich aufregend spielenden Schweden von Östers Växjö. Das heißt: Werder muß unter allen Umständen bei Vasas Budapest gewinnen, am besten mit ordentlich vielen Toren.

Ordentlich viele Tore – bei der Bedingung können die Bremer Fans allerdings schon fast alle Hoffnungen fahren lassen. Denn die Männer in den neuen, quietschgrünen Leibchen müssen ganz wie in der letzten Saison nicht nur mit dem Gegner und dem Spielgerät, sondern unglücklicherweise auch noch mit einer alten Krankheit kämpfen: Finale Amnesie, völlig vergessen die Antwort auf die fußballerische Grundfrage, wie denn das Runde ins Eckige kommt. Vulgo: Abschlußschwäche.

Eine Frage – und viele Männer ohne Antwort. Zum Beispiel Herr Brand, der ein paar Mal den Ball aus der Halbdistanz abfeuerte, aber bestenfalls einen kanariengelben Gegenspieler traf. Oder Herr Herzog, der's auf dieselbe Weise probierte, ansonsten grundbeleidigt übers Feld trabte und wegen leichter Achillessehnen- und starker Spiellustbeschwerden ausgewechselt wurde. Oder Herr Bode, den der Trainer in die Spitze beordert hatte, der sich aber im Abwehrwald türkischer Waden Mal um Mal verlief. Oder gar Herr Labbadia, dem es über lange Strecken hinweg nicht einmal gelingen wollte, den Ball auch nur fünf Sekunden zu halten (geschweige denn, eine gefährliche Situation heraufzubeschwören).

Das alles wäre halb so schlimm gewesen, hätten die Spielidee und der Tabellenstand nicht das Toreschießen geradezu geboten. Denn die türkischen Gegner mochten den gastgebenden Nordmännern in nichts nachstehen. Als der Werder-Ballfänger Oliver Reck sich das erste Mal am Samstag so richtig nach einem gefährlichen Istanbuler Torschuß strecken mußte – da waren schon 70 Minuten rum. Ansonsten begnügten sich die Ballartisten vom Bosporus mit flotten Fummeleien rund um den Anstoßkreis. Hübsch aber harmlos.

Wobei sich Werders Defensiv-Abteilung auch nach Kräften mühte, den türkischen Dribbelkönigen das Erfolgserlebnis zu verwehren. Neulibero Trares war zwar leistenoperativ unpäßlich, doch insgesamt stand die Abwehr um Hany Ramzy zuverlässig. Sven Benken erschreckte die Türken nachhaltig und gewann viele Zweikämpfe. Und Raphael Wicky gelang es darüberhinaus sogar, den Ball aus der eigenen Abwehr heraus nicht nur irgendwohin, sondern tatsächlich auch zum eigenen Mann zu bringen. Man ist ja so dankbar. Ohnehin: Wenn was lief, dann über die linke Seite mit den Herren Wicky, Todt und Brand. Rechterhand fiel der Neubremer Frey lediglich durch einen versuchten Direkt-Torschuß auf – und dadurch, daß er dabei war.

Kurzum: Ein logisches Resultat – und allealle hoffen nun auf Rasta-Willi Mugeyi. Am Dienstag will Hans-Jürgen Dörner den Torschützenkönig aus der südafrikanischen Liga noch einmal beim Freundschaftsspiel in Danzig testen, und dann hat Werder vielleicht mal wieder einen Stürmer, der in der Lage ist, die gegnerischen Torsteher transpirieren zu lassen. Dann aber erst die in der Bundesliga. Denn für den UI-Cup käme der Wechsel zu spät. Den haben die Bremer eben – wenn nicht noch ein Wunder geschieht – am Samstag verlullert.

Werner Baßler

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