Spanien steht gegen ETA auf

■ Massenproteste nach Politikermord

San Sebastián/Madrid (AP/taz) – Seit der Ermordung eines entführten Kommunalpolitikers durch ein ETA- Terrorkommando am Samstag erfaßt eine Welle der Empörung ganz Spanien. Nur zwei Tage nach seiner Entführung war der 29jährige Kommunalpolitiker Miguel Ángel Blanco Garrido am Samstag mit zwei Einschüssen im Kopf auf einer Landstraße liegend aufgefunden worden. Kurz zuvor war ein Ultimatum der ETA abgelaufen, die im Austausch gegen Blanco die Zusammenlegung ihrer 450 inhaftierten Gesinnungsgenossen in Gefängnissen im Baskenland verlangte. Dies lehnte die Regierung bereits bei früheren Geiselnahmen ab.

Schon vor der Ermordung Blancos demonstrierten in der baskischen Stadt Bilbao 500.000 bis 750.000 Menschen gegen die ETA.

Blanco lebte noch, als er gefesselt in der Nähe von San Sebastián gefunden wurde, war aber ohne Bewußtsein. Am Sonntag morgen erlag er seinen schweren Schußverletzungen. Nach der Nachricht von der Erschießung der Geisel kam es in Dutzenden von Städten zu spontanen Protestkundgebungen. In Madrid versammelten sich am Abend 50.000 Menschen. Wegen des Mordes wurde das Stiertreiben des populären San-Fermin-Festivals in Pamplona am Sonntag ausgesetzt. In zwei Städten versuchten Demonstranten, die Büros der Partei Herri Batasuna, dem politischen Flügel der ETA, anzuzünden. In Pamplona kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Unterstützern und Gegnern der ETA.

Für Sonntag abend riefen die Führer der demokratischen Parteien des Baskenlandes die Bevölkerung zu weiteren Kundgebungen auf. Dies folgte auf eine Krisensitzung in der baskischen Stadt Vitoria. Für heute rufen die großen spanischen Gewerkschaften zusammen mit dem baskischen Regionalpräsidenten José Antonio Ardanza die Spanier zu einer Arbeitsniederlegung zum Zeitpunkt der Beerdigung Blancos auf.

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