Grund des Freispruchs

■ Krümmel und Leukämie: Kieler Grüne werfen HEW Wissenschaftler-Kauf vor

Daß die Pharmaindustrie medizinische Fachtagungen sponsort, „ist durchaus üblich“, findet die gesundheitspolitische Sprecherin der schleswig-holsteinischen Grünen. „Äußerst ungewöhnlich“, empörte sich Adelheid Winking-Nikolay gestern, sei dagegen, wenn der Betreiber eines Atomkraftwerks (AKW) einen Kongreß mitfinanziere, der Leukämie-Ursachen im Umfeld eben dieses AKWs untersuche.

Geschehen war folgendes: Die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) haben das internationale Wissenschaftler-Symposium über „Leukämieerkrankungen und radioaktive Strahlen“Anfang Juli in Hamburg mit 50.000 Mark gefördert. Bei dem Kongreß ging es – auch – um die Frage, ob das AKW Krümmel in Geesthacht, das von den HEW und der PreussenElektra betrieben wird, die Leukämien im direkten AKW-Umfeld verursacht haben könnte. Die Wissenschaftler Albrecht Kellerer (München) und Winfried Gassmann (Siegen) hatten dies ausgeschlossen und damit, so Winking-Nikolay, einen „Freispruch für Krümmel“erteilt, finanziert von den HEW.

HEW-Sprecher Johannes Altmeppen wies den Vorwurf gestern zurück: Es sei „naiv zu glauben, daß man Wissenschaftler der ersten Garnitur kaufen kann“. Die Kongreß-Förderung, „wie übrigens auch die finanzielle Unterstützung der schleswig-holsteinischen Leukämie-Kommission durch HEW mit 200.000 Mark, war an keinerlei Bedingungen verknüpft“, erklärte Altmeppen. Die HEW förderten „generell gute Sachen“. Die Fall-Kontroll-Studie des Bremer Epimediologen Eberhard Greiser, die die Krebsursachen ebenfalls erforschen soll, allerdings gehöre nicht dazu: „Die Studien-Anlage ist ungeeignet, uns weiterzubringen.“ hh