Kostenfrage weiter ungeklärt

■ Das Studium an der TU sei „mittelmäßig“ teuer, meint der Wissenschaftsrat. Aber was ein Studienplatz kostet, weiß keiner

Der Jubel kam zu früh. Der Kölner Wissenschaftsrat teilte vorgestern mit, daß die Studienplätze an der Technischen Universität absoluter Durchschnitt seien. Daraufhin atmeten die Haushälter in den Hochschulen auf: Denn damit schien der Vorwurf vom Tisch, an der Spree sei das Büffeln aufs Diplom besonders teuer. Doch weit gefehlt. Nach Informationen der taz hat das oberste akademische Beratergremium aus Köln zwar einen Kostenvergleich angestellt; die Gutachter haben allerdings die Berliner Studienplätze billiger gerechnet, als sie wirklich sind.

„Wir haben die Pensionslasten für die Beamten und die gesamte Bauverwaltung herausgerechnet“, sagte Gertrude Kreutzmann vom Wissenschaftsrat. Die zuständige Referatsleiterin für „quantitative Analysen“ meinte, dies sei nötig gewesen, um die Vergleichbarkeit mit den anderen elf Hochschulen herzustellen. Bei dem Vergleich hatte die TU recht gut abgeschnitten.

In der Elektrotechnik koste ein Student an der TU im Schnitt 22.283 Mark, ermittelten die Kölner. Die beste der elf anderen Hochschulen lag bei 17.600, die schlechteste bei 29.700 Mark. Guter Durchschnitt also an der TU, wie auch bei den Fächern Mathematik und Physik. In der Psychologie und den Wirtschaftswissenschaften lagen die TUler kostenmäßig sogar vorne, sprich: Die Uni an der Straße des 17. Juni wendet je StudentIn am wenigsten Geld auf – im Vergleich zu Unis wie Hannover, Darmstadt oder Kassel.

Über die tatsächlichen Kosten, die das TU-Studium verursacht, sagt das freilich nichts aus. „Wir haben keine Kostenrechnung durchgeführt“, betonte Kreutzmann, „das war nur ein erster kleiner Schritt dahin.“ Genau eine solche Kosten- und Leistungsrechnung sollen alle Berliner Hochschulen einführen. Das soll endlich Auskünfte darüber bringen, wie teuer ein Studienplatz ist. Oder was eine Immatrikulation tatsächlich kostet. Bislang wurden dafür Phantasiepreise verlangt: Gebühren nämlich.

Anselm Lange von den Bündnisgrünen kommentierte die Zahlen des Wissenschaftsrats deutlich: „Mit dem Mythos überteuerter Studienplätze ist in Berlin jahrelang eine verheerende Hochschulpolitik gemacht worden“, sagte er. Die jüngst verabschiedeten Hochschulverträge seien damit bewußt durchgedrückt worden, meinte Lange. In den bundesweit als modellhaft angesehenen Verträgen ist die Einführung einer Kosten- und Leistungsrechnung vorgesehen. Die Freie Uni ist dabei, diese kaufmännische (statt kameralistische) Buchhaltung anzuwenden. Sie erwartet aber erst kommendes Jahr Auskünfte über Studienplatzkosten. cif