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Antisemitische Drohung

■ Gericht verurteilt zwei Jugendliche

Bonn (AFP/taz) – Zwei junge Männer haben eine Bonner Lehrerin mehrmals als „Scheiß Jüdin“ beschimpft und sind deshalb zu Freizeitarrest und drei Monaten „Sozialtraining“ verurteilt worden.

Wie ein Justizsprecher gestern auf Anfrage mitteilte, hatten die beiden 18jährigen – ein Deutscher und ein Iraner – zusammen mit weiteren Jugendlichen die 56jährige jüdische Pädagogin auf einem öffentlichen Platz wiederholt angepöbelt. Die aus einer alteingesessenen jüdischen Familie stammende Frau mußte nicht zur Verhandlung vor einer Jugendkammer des Bonner Amtsgerichts erscheinen, weil sie sich der Gegenüberstellung mit den wegen Volksverhetzung verurteilten Jugendlichen nervlich nicht gewachsen fühlte. Wegen der Naziparolen entschloß sich die Lehrerin Zeitungsberichten zufolge, Bonn zu verlassen und nach Israel auszuwandern. Die beiden jungen Männer sollen sich im November letzten Jahres regelmäßig mit einem guten Dutzend weiterer Jugendlicher im Alter zwischen 15 und 20 Jahren auf dem Platz getroffen und dabei Alkohol getrunken haben. Wie die Zeitung Express berichtete, grölten Mitglieder der Clique der vorbeikommenden Lehrerin „Du Judensau“ und „Dich haben sie vergessen zu vergasen“ hinterher.

Die Familie der 56jährigen, die als Zeichen ihres Glaubens einen Davidstern an der Halskette trage, lebe seit 300 Jahren in Bonn. Über das Verfolgungsschicksal ihrer Familie während des Nationalsozialismus wollte sie nicht reden. Die Lehrerin habe der Jugendrichterin vor dem Prozeß berichtet, sie sei aufgrund der Haßtiraden „ernsthaft krank“ geworden und könne „den Anblick dieser Leute nicht ertragen“. Von der Bonner Jüdischen Gemeinde war zu diesem Vorfall gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

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