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Politischer Rohrstock

■ CDU: Abschlußprüfung für Real- und weniger Geld für Gesamtschulen

Schulleistung soll sich wieder lohnen. Vor allem soll sie wieder möglich sein, verlangte gestern Ingeborg Knipper, die schulpolitische Sprecherin der CDU. Hätte ihre Partei den politischen Rohrstock in der Hand, müßten RealschülerInnen eine Abschlußprüfung machen. Für den Hauptschulabschluß will die konservative Schulpolitikerin „deutliche Kriterien“aufstellen.

„Die vier Grundrechenarten müssen sitzen“, erklärte sie. Dazu Prozent- und Flächenrechnung plus Dreisatz und Rechtschreibung. Und wer nicht lernen will, der muß. „Dann wird eben jeden Tag eine halbe Stunde rechnen und schreiben geübt“, sagte Knipper. „Bestimmte Dinge müssen schlicht gepaukt werden.“Dafür sollen Gymnasien, Real- und Hauptschulen mehr Lehrerstunden bekommen – zu Lasten der Gesamtschulen. Denn obwohl die überdurchschnittlich gut ausgestattet seien, leisteten ihre SchülerInnen weniger als andere, monierte Knipper.

Zum Beweis legte sie drei Studien vor. Ergebnis: Deutsche GesamtschülerInnen können schlechter rechnen als Gleichaltrige auf Gymnasien und Realschulen. „Im Ländervergleich liegen die Gesamtschulen kurz vor Portugal und den Hauptschulen“, empörte sich Knipper. Nur im Iran, in Kolumbien und Südafrika seien AchtkläßlerInnen schlechter in Mathe. Außerdem entdecke die Studie an Gesamtschulen einen „Anstieg des Egoismus“.

Ohnehin könnten Zöglinge auf Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien „stärker motiviert werden, also intensiver lernen“als auf Gesamtschulen. Abschaffen will die Christdemokratin sie dennoch nicht. „Man sollte die Gesamtschulen nicht durch eine politische Entscheidung beseitigen“, meinte sie. Es reiche völlig, ihnen weniger Geld zu geben. Mit schlechterer Ausstattung, hofft Knipper, ändern die Gesamtschulen ihr Konzept von allein. „Wir sind für gleiche Bedingungen an allen Schulformen“, erklärt die Politikerin. „Dann sollen die Gesamtschulen zeigen, was sie an Integration leisten können.“ Judith Weber

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