Die Drogenszene auflösen?

Druck in der Schanze: Kiosk vorm Park kommt weg. SPD will Dealerszene loswerden. „Man kann nicht auf Legalisierung warten“  ■ Von Silke Mertins

„Man kann nicht auf die Legalisierung harter Drogen warten“, steht für den Eimsbütteler Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell (SPD) fest. Zu explosiv sei die Situation in und um den Sternschanzenpark. Und der Kiosk auf dem Bahnhofsvorplatz sei „mehr und mehr zu einem Anziehungspunkt für Drogendealer geworden“. Darüber hinaus hätten inzwischen auch Alkoholiker hier wieder ihr Tagesquartier. Ein „ungutes Gebräu“, so Mantell. Deswegen wird der Kiosk nun dichtgemacht. Der Bezirk hat dem Pächter zum Oktober gekündigt.

„Ziel ist die Auflösung der offenen Drogenszene“, sagt der Bezirksamtsleiter. Die Kiosk-Schließung sei aber nur ein „Baustein“und „kein Auftakt“. Seine Hoffnung: Ohne Kiosk „hat die Szene keinen Ort mehr“und der Platz könne „seine ursprüngliche Funk-tion als Vorplatz des Bahnhofes“für die Bewohner zurückgewinnen.

Mantell kann sich der Unterstützung seiner Genossen sicher sein. „Zu begrüßen“sei die Entscheidung, faxte Eimsbüttels SPD-Chef Heinz Uthmann aus seinem Urlaubsdomizil in der Bretagne. „Richtig“findet sein SPD-Geschäftsführer Thomas Böwer den Vorstoß; er will den Park ohnehin privatisieren und einer Stadtteil- Genossenschaft überlassen, die dann die Dealer rausschmeißen soll. „Keine Denkverbote“dürfe es mehr geben, findet auch der SPD-Fraktionschef in Eimsbüttel, Jan Jalass, wohlwollende Worte. Denn „es kann nicht sein, daß der Sternschanzenpark kein offener Park mehr ist“. Die „kulturelle Vielfalt, zu der natürlich auch Afrikaner gehörten, ist flöten“. Das bunte Treiben und Picknicken sei dahin.

„Ich stehe dahinter“, sagt selbst SPDler und Schanzenbewohner Günther Mertens zu Mantells Entscheidung. Der Vorplatz sei ihm „schon länger ein Dorn im Auge“. Der Bürgerschaftsabgeordnete hatte zwar vergangene Woche getobt, als Wasserturm-Investor und potentieller Hotel-Betreiber verlangten, die Dealer, Junkies und andere unliebsame Personen zu vertreiben. Dennoch hält er eine Duldung für „falsch verstandene Liberalität“. Die „offene Drogenszene muß verschwinden“, aber „nicht in einen anderen Stadtteil“. Repression, und zwar möglichst „niedrigschwellige“, mache nur im Rahmen eines Konzeptes Sinn.

Unter Konzept verstehen die SPDler Alternativangebote wie Übernachtungsmöglichkeiten, mehr Gesundheitsräume, Hilfsangebote und Straßensozialarbeit. Ein Afrika-Zentrum soll zudem verhindern, daß weitere afrikanische Jugendliche in die Szene abrutschen.

Die Schließung des Kisok und angekündigte „Zurückeroberung“des Parks findet sogar bei GALier Norbert Hackbusch Zustimmung. „Die Drogenszene soll nicht den ganzen Park bekommen“, so Hackbusch, der sich seit langem mit AnwohnerInnen–Inis um eine Lösung bemüht. Auch die – nunmehr verstärkte – Polizeipräsenz sei solange „richtig, wie Leute sich dadurch sicherer fühlen“. Aus dem Eis-Pommes-Alk-Büdchen solle ein „Kiosk der anderen Art“, eine Anlaufstelle mit Info-Brett, werden, so Hackbusch. Als Betreiber ist die Ini „Erste Hilfe für die Schanze“im Gespräch.