piwik no script img

Mutation zum Party-Groove

■ Teils aufgeregter, teils gut aufgelegter Funk: „The Stomp“und „Bastre Muba“aus Breme(rhave)n im Modernes

Im Sommer machen Konzertreihen am liebsten Pause oder Party. „Stagebox“, die Gratis-Reihe im Modernes, machte am Mittwoch Party. Dafür hatte man die Bremerhavener „The Stomp“und die Bremer „Bastre Muba“eingeladen. Zwei Bands, die dem Funk nicht abgeneigt waren und eine beachtliche Zahl FreundInnen mitgebracht hatten, die sie euphorisch feierten.

Den Anfang machten „The Stomp“. Mit neun Mitgliedern bekamen sie die Bühne ordentlich voll, und genau so voll war ihr Sound. Zu voll? Gleich zwei Sänger und eine Sängerin buhlten als Frontpersonen um Aufmerksamkeit, wodurch die Songs oft gesangsüberfrachtet daherkamen. Zudem gefiel es den beiden Herren, eitel über die Bühne zu gockeln und einstudiert mit den anderen Bandmitglieder herumzualbern, was nicht darüber hinwegtäuschen konnte, daß ihre Stimmen selten den souligen Absichten ihrer Benutzer gerecht wurden. Die weniger gockelnde und albernde Dame hingegen sang hervorragend, kam aber selten solo zum Zug.

Musikalisch handelte es sich bei „The Stomp“sicherlich um kompetente Soul- und Funk-Musiker, aber auch hier wurde die Energie nicht immer in die richtigen Kanäle gelenkt. Die exakt groovende Rhythmussektion dominierte allzu oft die melodischen Aspekte, was zunächst mitreißend weil tanzbar war, aber mit der Zeit auch eintönig. Zumal „The Stomp“wenig Mut zur Ruhe zeigte. Selbst als „besinnlich“angekündigte Stücke brauchten nicht lange, bis sie überinstrumentiert zum Einheits-Party-Groove mutierten. Raum für Individualität war kaum. Soli waren selten, kurz und routiniert. Trotz Eigenkompositionen wirkten die Bremerhavener wie eine Cover-Band.

Weniger aufgeregt aber nicht minder gut aufgelegt kamen „Bastre Muba“auf die Bühne. Zwar begannen auch sie funky, gingen jedoch schnell in den Rockbereich über. Es war gottlob kein Rock, der einem schwer im Magen lag, sondern einer mit poppigem Zugang. Die Stimmungen der Songs waren hübsch und klug aufgebaut und durchdacht instrumentiert. Da hatte ein jazziges wie ein poppiges Saxophon seinen Platz, und wenn es mal keinen Platz hatte, schwieg es. Die Gitarre schlug hin und wieder metallische Härten an, ohne daß sie ausuferte.

Riß mal ein Saite, so war das kein Weltuntergang. In aller Seelenruhe wurde sie gewechselt, während Baß und Schlagzeug eine Pausenmusik spielten. Das machten sie so gut, daß dabei sogar auf die formidable Sängerin verzichtet werden konnte, ohne daß das Publikum scharenweise abwanderte. Dieses Instrumental sowie ein Schlagzeugsolo waren die Höhepunkte der Show.

Andreas Neuenkirchen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen