: Eiskalte Vanille dank Sonne
■ Fortschritt zum Lecken: Umwelttechniker bauen den Prototyp einer solar gekühlten Eistheke. Als autarkes System am Badesee konkurrenzfähig mit dem Kühlungsgenerator
Roberto Gelato hat ein Problem. Der Eisverkäufer lebt von der Sonne, doch die Sonne verdirbt ihm auch das Geschäft. Wenn er mit seinem mobilen Eiswagen zum Strand rollt, hat sein Wagen eine Nacht über per Stromkabel die Eistruhe auf minus 30 Grad heruntergefroren. Sobald er am Standort steht, sind Vanille, Erbeer und Stracciatella bretthart und kaum zu servieren. Mittags aber beginnt die Eisschmelze. Gegen Nachmittag kann Roberto gar nicht so schnell Eis ausgeben, wie es ihm durch die Hände rinnt. Einziger Ausweg bisher: einen Generator neben dem Wagen anwerfen, der das Eis kühlt, aber Lärm und Dreck macht.
Das muß nicht sein. Denn Robertos Geschäft könnte brummen, ohne daß sein Eiswagen den Ausflüglern und ihm selbst auf die Nerven geht. Was ihm fehlt, sind ein paar Solarzellen auf dem Dach. Mit ihnen könnte er für das gleiche Geld wie für den Generator umweltschonend und leise den ganzen Tag über sein Eis schön kalt halten.
Weil Roberto nicht selbst auf solche Ideen kommt, haben die Techniker der „Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie“ (DGS) und das „Mobile Umwelttechnik Zentrum“ (M.UT.Z) nachgeholfen. Mit einem Stand in Köpenick wollen sie den Eisverkäufern der Stadt zeigen, daß die Sonne nicht der Feind des Eises sein muß: Eine Solaranlage von 3 Quadratmetern auf dem Autodach reicht mit ihren 300 Watt völlig aus, um die 200- Liter-Eistruhe auf klirrende minus 20 Grad zu kühlen. Eine Batterie speichert den Strom, so daß das Eis auch bei zwei bis drei Tagen Wolken und Regen nicht schmilzt. Die Anlage kostet mit etwa 8.000 Mark ähnlich viel wie ein Generator, hat eine garantierte Lebensdauer von 20 Jahren und spart Generatortreibstoff und die Stromkosten für die nächtliche Kühlung.
Die Umwelttechniker wollen natürlich nicht nur den Eisumsatz fördern, sondern die Leistungsfähigkeit der Solarkraft beweisen. „Als autarkes System ohne Netzanschluß ist die Solarkraft bereits jetzt konkurrenzfähig“, verspricht Dieter Lichtenberger von der DGS. Sinnvoll sei die Solaranlage auch für die Truhen bei Eisdielen, doch ein echter Renner sei sie bei den mobilen Eisdealern. Die interessierten Kollegen von Roberto Gelato, so Lichtenberger, seien jedenfalls vor Begeisterung dahingeschmolzen. Bernhard Pötter
Info: M.UT.Z, Tel.4678130, DGS, Tel. 75702310
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