: Subvention als Küstenschutz
■ Ems-Sperrwerk kommt vor allem Meyer-Werft zugute
Hannover (taz) – Das Bauwerk in der Ems soll einen Kilometer lang werden, 353 Millionen Mark kosten, und es gilt dem niedersächsischen Landeskabinett offiziell als „Sturmflutwehr mit Staufunktion“. Anfang August werde das Planfeststellungsverfahren für das Ems-Sperrwerk bei Gandersum eingeleitet, heißt es in der zuständigen Bezirksregierung Weser-Ems. „Das Bauwerk dient vor allem dem Küstenschutz“, sagt die Sprecherin der Behörde, „aber es soll natürlich auch die Probleme der Papenburger Meyer-Werft lösen.“
Zu einer anderen Bewertung kommt eine Bürgerinitiative, die in Gandersum zu Hause ist, dort, wo zwischen Leer und Emden die „Meyer-Staustufe“ gebaut werden soll. „Das Sperrwerk soll zwar als Küstenschutzmaßnahme genehmigt und bezahlt werden“, sagt Uwe Sager von der BI. Doch für ihn hat der Bau „mit Schutz vor Sturmfluten nichts zu tun“. Die umliegenden Deiche seien acht Meter hoch, das Sperrwerk solle aus Kostengründen einen Meter niedriger werden. Der Standort Gandersum sei optimal für das Aufstauen der Ems, ein echtes Sturmflutwehr könne jedoch nur drei Kilometer weiter westlich an der Mündung der Ems in den Dollart entstehen. Für den BI-Sprecher handelt es sich bei dem Bauwerk um ein „Stauwehr zur Anhebung des Emsfahrwassers zur Überführung von auf der Meyer- Werft gebauten Schiffen“.
Nach den Plänen der niedersächsischen Landesregierung soll 2001 das Sperrwerk fertig sein, mit dem die Meyersche Hochseewerft im Papenburger Binnenland, die nur über die Ems mit den Weltmeeren verbunden ist, ihr „Standort“-Problem lösen will. Die BI Gandersum plant eine Klage gegen die Genehmigung und hat dabei die Grünen in Niedersachsen und im Bund sowie die Umweltverbände auf ihrer Seite.
Die niedersächsischen Landtagsgrünen sehen durch das Sperrwerk auch die Ökologie an Ems und Dollart beeinträchtigt. Selbst im Beschluß des Landeskabinetts heißt es, daß die Umweltauswirkungen „noch eine vertiefte Untersuchung“ verlangten. In der Ems fließt nämlich die meiste Zeit des Jahres nicht genug Wasser, um den Fluß hinter dem Sperrwerk aufzustauen. Deswegen sind an dem Sperrwerk Pumpen geplant, mit denen der Stauraum mit Salzwasser aus dem Dollart aufgefüllt werden soll. Dies würde in der Ems „einen Salzkeil erzeugen, der große Teile der Ems ökologisch belasten könnte“, heißt es im Beschluß des Schröder-Kabinetts.
Der Bund will durch den Sperrwerksbau Baggerkosten sparen: Das Emsfahrwasser ist in den letzten 20 Jahren für die Meyer-Werft um rund drei Meter vertieft worden. Doch eine Verschlickung des Flusses könnte die geplanten Einsparungen wieder zunichte machen. Ohnehin behauptet bisher nur die niedersächsische Landesregierung, daß der Bund die Hälfte der Baukosten des Sperrwerks zu tragen bereit sei. Im Bonn wird eine solche Zusage bisher dementiert. Jürgen Voges
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen