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Vorsätzlich herbeigeführte Explosion

■ Sechs Tote bei dem Düsseldorfer Brand. Staatsanwaltschaft geht von Mordanschlag aus. Die Kappe einer ins Haus führenden Gasleitung war absichtlich herausgeschraubt. Hausbesitzer auf freiem Fuß

Düsseldorf (AFP/taz) – Vermutlich hat jemand einen Anschlag auf das Haus in Düsseldorf verübt. Bei der verheerenden Gasexplosion in dem Achtparteienmietshaus vom Donnerstag sind sechs Menschen ums Leben gekommen. In der Nacht zum Sonntag wurden die Suchaktionen eingestellt.

Die Staatsanwaltschaft geht nach ersten Ermittlungen von einem Anschlag aus. Ein noch unbekannter Täter habe vor der Explosion die Absperrmuffe der Gaszufuhr im Keller des viergeschossigen Hauses abgeschraubt, hieß es. Der Hauseigentümer wurde am Freitag wegen eines Brandes in dem Unglückshaus im März 1996 festgenommen, am Samstag jedoch vom Haftrichter wieder auf freien Fuß gesetzt.

Nach Angaben der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft wurde das Fehlen der Muffe bei den Aufräumarbeiten im Keller der Hausruine an der Krahestraße 8 festgestellt. Für den oder die Täter war es daher einfach, das Gas in das Haus einzuleiten. Zwei Meter unter dem Fußweg verlief die Gashauptleitung, eine Ableitung von vier Zentimeter Durchmesser führte in den Keller. Diese Ableitung ist normalerweise mit einer Kappe, der sogenannten Muffe, verschlossen, die jetzt fehlt. Das Unglückshaus war nach dem Einbau einer Ölheizung 1986 nicht mehr an die Gasversorgung angeschlossen.

Staatsanwalt Hans-Rainer Kleinert betonte, das Gewinde an dem „blinden“ Gasrohr sei intakt gewesen. Die Muffe müsse deshalb „vorsätzlich herausgedreht worden sein“. Danach sei Gas in das Haus geströmt, und habe sich wenig später entzündet. Berechnungen des Kellervolumens und der Gasdichte ergaben, daß die Explosion um 3.03 Uhr morgens stattfand. Der unbekannte Täter habe nach dem Abschrauben der Muffe „eine halbe Stunde Zeit gehabt, um sich zu entfernen“.

Fahrlässigkeit schloß der Staatsanwalt kategorisch aus: „Jeder, der eine solche Muffe herausdreht, muß damit rechnen, daß es zu solch einer Explosion kommt.“

Auf der Suche nach dem Täter befragte die Polizei am Wochenende Anwohner nach möglichen Beobachtungen in der Tatnacht. Konkrete Hinweise gab es aber zunächst nicht. Ausdrücklich hob Kleinert hervor, der 38jährige Hauseigentümer werde bislang nicht im Zusammenhang mit der mörderischen Explosion beschuldigt.

Der Hausbesitzer solle nach Aussage eines Zeugen einen ebenfalls vorübergehend festgenommenen Dachdeckermeister angestiftet haben, im vergangenen Jahr Feuer in dem Haus zu legen, um die Mieter zu vertreiben. Im März 1996 wurde Benzin im hölzernen Treppenflur ausgeschüttet, Brandbeschleuniger verteilt und angezündet. Das Feuer habe jedoch von Bewohnern mit einigen Eimern Wasser gelöscht werden können. Der Eigentümer habe dem 40jährigen Dachdeckermeister daraufhin die als „Lohn“ vereinbarten 40.000 Mark nicht bezahlt, behauptete ein Zeuge der Polizei. Nach dem Bekanntwerden dieser Geschichte, hatte der Staatsanwalt am Freitag abend Haftbefehle wegen versuchter Brandstiftung beantragt. Der Haftrichter vernahm den Hausbesitzer fünf Stunden lang, ließ ihn dann aber laufen. Auch die vorgelegten Beweise hielt er für „nicht stichhaltig“ genug.

Bei den Aufräumarbeiten waren am frühen Samstag morgen zwei weitere Tote im Schutt entdeckt worden, vermutlich ein 39 und 40 Jahre altes Ehepaar aus Polen. „Wir rechnen jetzt nicht mehr mit weiteren Überlebenden oder Toten“, sagte Hubert Steiger von der Düsseldorfer Kripo. Die Kripo hatten Spezialkameras und Mikrofone eingesetzt. Nachdem am Donnerstag bereits zwei tote Frauen unter den Trümmern gefunden worden waren, hatten Helfer in der Nacht zum Freitag die Leiche einer 34jährigen Frau und eines 29jährigen Mannes geborgen. Kurz nach der Explosion waren eine 65jährige Portugiesin und ein 35jähriger Pole lebend geborgen worden.

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