Sind Sie glücklich?: „Aller guten Dinge sind drei“
■ 11 Uhr Alexanderplatz. Ursula Urhaan hat schon zweimal im Lotto gewonnen. Doch richtig glücklich ist sie wegen der Kinder. „Die haben mir Freude gemacht“
„Sind Sie glücklich?“ will die taz wissen und hört sich täglich um 11 Uhr abwechselnd auf dem Alexanderplatz und dem Wittenbergplatz um.
Die 60jährige Ursula Urhaan: Mir geht's gut. Ich bin vierzig Jahre verheiratet, habe vier Kinder, die alle gut versorgt sind. Das ist viel wert. Mein Mann ist arbeitslos, wird aber nächstes Jahr Rentner. Wir haben einen Garten, uns geht es eigentlich, wollen wir mal sagen, nicht schlecht. Man muß was aus dem Leben machen. Man muß auch auf etliches verzichten können. Wir können zum Beispiel nicht viel in Urlaub fahren, das müssen wir uns zusammensparen. Wir geben das Geld aus für gut Essen, für Leben und die Miete und so. Das ist uns wichtiger als wie Urlaub.
Ich hatte schon Glück. Zweimal habe ich im Lotto gewonnen. Man sagt ja, aller guten Dinge sind drei. 1982 waren es 1.000 Mark und 1992 1.034 Mark. Für den Tausender zu DDR-Zeiten haben wir neue Möbel gekauft, damals noch mit Bespickung. Unglücklich war ich nur, wenn die Kinder krank waren. Eins hatte Gehirnhautentzündung und einmal ist eins verunglückt. Das ist aber beides gut ausgegangen. Glücklich bin ich wegen der Kinder. Die haben mir Freude gemacht, kann man so sagen. Die sind ja nun alle zu DDR-Zeiten geboren. Drei Jungs und die jüngste ein Mädchen. Die hat eine schöne Stellung, die ist bei der Polizei. Ein Geschenk von den Kindern kann mich glücklich machen. Vor kurzem habe ich von meinem Sohn, der auf Montage ist, eine goldene Kette gekriegt.
Im Sommerschlußverkauf habe ich eben für meinen Mann eine Lederjacke gekauft und für den Bungalow neue Gardinen. Auch die Kissen sind für den Bungalow. Und die Tochter, die eine neue Wohnung gekriegt hat, hat fürs Bad und die Schlafstube eingekauft. Und wir sind glücklich. Barbara Bollwahn
Heute stehen wir auf dem Wittenbergplatz
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