"Liebe taz..." - Häme können wir nicht gebrauchen, betr.: "Das Regal reicht nicht", taz vom 22.7.1997

Betr.: „Das Regal reicht nicht“, taz v. 22.7.1997

Im Artikel über die Bibliotheksvereine qualifizierte die Pressesprecherin der Bildungsbehörde, Erika Huxhold, die Arbeit der Vereine als typisch deutsche Vereinsmeierei ab. So was macht uns vom Verein STATT-Bibliothek ziemlich sauer.

Die Kinder-und Jugendbibliothek, die wir zur Zeit in ehrenamtlicher Arbeit aufbauen, kann und soll nicht das Angebot der geschlossenen Stadtbibliothek ersetzen. Anders als die Initiative in Horn wollen wir auch gar nicht den Eindruck erwecken, als könnte der Verein mit ein paar Mark fünfzig und ein, zwei gelernten BuchhändlerInnen das leisten, was eine staatliche Bibliothek leistet.

Das heißt aber noch lange nicht, daß man unsere Arbeit nicht ernst nehmen müßte. Für eine „Bücherstube“, wie Frau Huxhold unsere Einrichtung abfällig genannt hat, opfert weder der Beirat seine Mittel (13.000 Mark in diesem Jahr), noch wir unsere Freizeit. Unsere Arbeit ist politisch: Wir sind gegen den Kahlschlag bei den Bibliotheken, wir wollen die neue Zentralbibliothek. Und wir lassen uns in letzterem Punkt nicht bis ins nächste Jahrtausend vertrösten.

Um unsere Forderungen zu unterstreichen, erhalten wir mit unserer Kinder- und Jugendbibliothek im Viertel einen Restbestand dessen, was von der Bildungsbehörde aus kaputt gemacht worden ist. Von BehördenvertreterInnen können wir dabei keine Häme gebrauchen. Wir wollen stattdessen Unterstützung. Und wenn dies schon nicht mit Sach- und Personalmitteln geschehen soll, dann möchten wir doch bitte sehen, daß die Kulturbehörde sich wenigstens endlich um ihre Pflicht kümmert und sagt, wann und wo die Zentralbibliothek gebaut wird. Susanne Suchodolski, STATT-Bibliothek e.V.