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„Wer nicht machen kann, was er will, geht unter“

■ Arbeitgebervertreter Wolf Burkhard Wenkel von der Fachgemeinschaft Bau fordert Lohnkürzung um mehr als 30 Prozent. „Lieber kein Tarifvertrag als ein schlechter“

taz: Die Gewerkschaft und die Fachgemeinschaft Bau konnten sich nicht auf einen Tarifvertrag einigen. Wollen Sie überhaupt einen neuen Tarif abschließen?

Wolf Burkhard Wenkel: Am liebsten wäre uns ein Vertrag zu unseren Bedingungen. Wenn das nicht geht, verzichten wir gerne auf einen neuen Tarif. Auf keinen Fall werden wir die teure Westregelung übernehmen.

Vor anderthalb Jahren schon wünschten Sie sich den „tariflosen Zustand“ herbei.

Natürlich wäre ein flächendeckender Tarifvertrag für die mittelständischen Baufirmen in Berlin und Brandenburg das bessere Instrument. Die Vereinbarung muß aber die Wirklichkeit in den Betrieben abbilden. Wir brauchen eine weitgehende Öffnungsklausel beim Lohn. Dem stimmt die Gewerkschaft vor allem für Berliner Unternehmen nicht zu.

Um wieviel will die Fachgemeinschaft den Lohn senken?

Es geht nicht um eine Lohnsenkung in allen Betrieben. Nur Firmen, denen es schlechtgeht, sollen die Möglichkeit bekommen, mit ihren Beschäftigten über wirtschaftlich angemessene Löhne zu reden. Dort brauchen wir eine sehr weite Abweichung nach unten. Die unterste Schallmauer müßte der Mindestlohn sein, der ja gerade mit 15,14 Mark für Ostdeutschland neu festgelegt wurde.

Damit fordern Sie eine Lohnkürzung von mehr als 30 Prozent. Der gegenwärtig gültige Tariflohn liegt in Brandenburg bei 23,69 Mark, in Berlin bei 25,26 Mark.

Das muß ein neuer Tarifvertrag ermöglichen, weil es heute ohnehin schon Realität ist. Wir haben statistisches Material, daß im Schnitt der tatsächlich gezahlte Lohn um 5 bis 25 Prozent unter dem Tarif liegt. Dieses Faktum wollen wir festschreiben.

Vielleicht könnten die Betriebe mehr zahlen, wollen es aber einfach nicht?

Nein, es ist der Markt. Der gibt nicht mehr her. Gerade die Brandenburger Unternehmen haben ein sehr kollegiales Verhältnis zu ihren Mitarbeitern. Es schmerzt sie, wenn sie weniger zahlen müssen, um einen Auftrag zu bekommen.

Werden ohne Tarif nicht alle Betriebe gegen alle kämpfen? Manche Firmen wird die einheimische Niedriglohnkonkurrenz vom Markt fegen.

In Berlin und Brandenburg ist der Markt schon kaputt. 90.000 tarifgebundenen Bauarbeitern stehen bis zu 60.000 legale und illegale, oft billigere Ausländer, gegenüber. Jeder macht, was er will. Wer nicht machen kann, was er will, geht unter. Ein Tarifvertrag zu den falschen Bedingungen ist schlechter als kein Tarif. Interview: Hannes Koch

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