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Stimmen hören viele

■ Neue Beratung für Menschen mit „außergewöhnlichen Erfahrungen“

Freiburg (taz) – Parapsychologen und klinische Psychologen der Uni Freiburg gehen jetzt gemeinsam auf Geisterjagd. In einem bundesweit einzigartigen Projekt bieten sie seit gestern in der Ambulanz des Psychologischen Instituts „Beratung und Hilfe für Menschen mit außergewöhnlichen Erfahrungen“ an.

Mehr als 700 Menschen mit übersinnlichen Erfahrungen rufen schon bisher jedes Jahr aus ganz Deutschland bei den Freiburger Parapsychologen an, die sich offiziell „Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene“ nennen. Künftig kümmern sich auf drei Vollzeitstellen sechs klinische Psychologen und Parapsychologen um Leute, die Ufos sehen, Stimmen hören oder prophetische Träume haben, denen Verstorbene erscheinen, die Gedankenübertragung bemerken oder Gabeln zum Verbiegen bringen.

Etwa zwei Drittel aller Deutschen geben an, schon einmal „übersinnliche“, „übernatürliche“ oder „magische“ Erfahrungen gemacht zu haben. Fünf Prozent aller Anrufer in Freiburg brauchen nach Ansicht des klinischen Psychologen Jürgen Bengel „weitergehende Hilfe“. Diplompsychologe Eberhard Bauer betont, Aufgabe der neuen Beratungsstelle sei es, die Phänomene, mit denen die Leute kommen, „zu entdramatisieren“. Den Leuten soll die Angst genommen werden. Ob es tatsächlich Ufos waren, die jemand gesehen hat, interessiert erst mal nicht.

Martina Belz-Merk, Leiterin der Beratungsstelle, betont, wie wichtig die Zusammenarbeit der Fachleute aus Parapsychologie und Psychologie ist. „Vor kurzem kam eine Studentin und hat gesagt, daß sie Stimmen hört. Die klassische psychologische Diagnose hätte wohl Schizophrenie gelautet“, sagt Belz-Merk. Die Experten entdeckten aber, daß die junge Frau unglücklich verliebt war und immer dann die Stimme gehört habe, wenn sie intensiv an den Mann denken mußte. „Die Stimmen haben aufgehört, als sie Tagebuch geschrieben hat.“ Markus Grill

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