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Null-zu-null-Spiel mit Tor

■ Der VfL Wolfsburg siegt urplötzlich 1:0, weil Hansa Rostock gewinnen muß

Rostock (taz) – Am Ende war Willi Reimann ein bißchen überrascht von seinem Team. Zugegeben, zunächst sei man „nicht so ins Spiel gekommen“ im Ostseestadion, aber vom „nackten Ergebnis“ sei die erste Bundesliga- Dienstreise des VfL Wolfsburg doch „ganz, ganz großartig“. Die Schwärmerei galt dem Tor von Roy Präger Sekunden vor Schluß und dem eigenen Mut: Die Neuzugänge Reyna und Spies hatte er gleich von Beginn an auflaufen lassen, „selbst in der Vorbereitung“ begeisterte sich der Coach, „haben wir nicht so risikoreich gespielt“.

Trotzdem leistete der Liga- Neuling nur einen bescheidenen Beitrag zum gelungenen Saisonstart: Gerade mal zwei Großchancen hatte man sich während neunzig äußerst mäßig unterhaltsamer Minuten erarbeitet, als der Ball plötzlich im hohen Bogen auf den Hansa-Keeper Bräutigam zugeflogen kam. Der rannte ihm ungestüm entgegen, bemerkte verspätet, daß die Zusammenkunft außerhalb des Strafraums stattfinden würde, und konnte nur noch mitansehen, wie Präger die unglücklich von seinem Knie abspringende Kugel hoch über ihn hob, um sie ins leere Tor zu schieben.

„Früher“, sagt Präger, habe er „den Gegner in Grund gerannt und keine Tore geschossen, heute habe ich schlecht gespielt und getroffen“. Wolfsburg neuer Libero Heidenreich, nach fünftägiger Schnellintegration wegen Kurzfristigkeit des Wechsels aus Freiburg noch mit Koopperationsdefiziten, bestaunte „ein 0:0-Spiel, in dem dann noch ein Tor fällt“.

Die Wolfsburger durften sich vor allem über das Unvermögen des Gegners freuen, der eine Halbzeit gänzlich harmlos, eine zweite ohne Abschlußvermögen agierte, weshalb es kräftige Pfiffe von den Rängen setzte. 20.500 Zuschauer und „jeder sagt sich“, sagte der als Spielmacher eingekaufte, aber als Stürmer eingesetzte und vorzeitig ausgewechselte Jens Dowe, „wenn de gegen die nich' gewinnst, gegen wen dann?“ Die VW-Truppe, spätestens seit der Fußballerfrau Ivanauskaus an Despektierlichkeiten gewöhnt, darf darauf vertrauen, daß es weiteren Gegnern ebenso ergehen wird wie Hansa. Dennoch gesteht Reimann, daß man sicherheitshalber weiter nach einer Offensivkraft forsche, „aber“, verkündet er, „nun haben wir alle Trümpfe in der Hand, um mit einem guten Heimspiel einen guten Start hinzulegen.“ Silke Berndt

VfL: Zimmermann – Heidenreich – Keller, Kovacevic – Kapetanovic, Ballwanz, Spies (64. Stammann), Reyna (82. Tomcic), Novotny – Präger, Meissner (64. Ratke)

Zuschauer: 20.500, Tor: 0:1 Präger (90.)

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