Anruf über Ami-Computer

■ Drei Abiturienten telefonieren im Rückrufverfahren (“Callback“) preiswert nach Übersee und vermarkten ihre Idee gleich noch an Firmen und Privatleute

Viele nette Freunde fanden der Bremerhavener Andreas Czok und seine beiden Berliner Freunde Stefan und Jean-Paul bei ihrem Schüleraustausch in Amerika. Weniger nett hingegen waren danach die Telefonrechnungen ihrer Eltern: Der Übersee-Draht lief heiß, weil die Jungs ihre Freundschaften pflegten. Doch ihre cleveren Söhne hatten aus Amerika solide Internet-Kenntnisse mitgebracht. Das machte sich bezahlt: Unter dem Suchbegriff „Callback“fanden sie nicht nur die Lösung für's Telefonkonto ihrer Eltern, sondern entdeckten auch die Möglichkeit, ihr Studium selber zu finanzieren.

„Callback“ist momentan noch die einzige Möglichkeit, sich am Telekom-Preis-Diktat vorbeizumogeln und für ein Gespräch – zum Beispiel von Bremerhaven nach Iowa – 35 amerikanische Cents zu zahlen. Statt 1,44 Deutsche Mark wie bei der Telekom.

Was die Eltern von Andreas Czok immerhin siebzig Pfennig in der Minute billiger kommt. Der 21jährige Abiturient nämlich spricht zum Tarif einer privaten amerikanischen Telefongesellschaft. „Das ist supersimpel“, sagt Andreas: „Du bekommst eine persönliche Telefonnummer in den USA. Damit rufst du einen Rechner dort an. Du läßt einmal klingeln, legst auf, der Computer ruft dich dann nach ein paar Sekunden zurück. Fertig: Du hebst ab und telefonierst auf einer US-Amtsleitung zum Spartarif“.

Die Gespräche mit dem Tennisclub in New Haven also wurden für Andreas wieder erschwinglich. Und weil in Deutschland davon noch immer kaum jemand weiß, bot sich der künftige Jurist der amerikanischen Telefongesellschaft als Vermittler vor Ort an: Die Firma „Access Authority“schlug ein, bot zehn Prozent Beteiligung an jedem Telefon-Cent aus Deutschland.

Seitdem gibt es die Berlin/Bremerhavener Marketing-Firma „Sponsoring und Gewinn“. Sie bietet einen Service, der für Leute mit Übersee-Verbindung wahrlich verlockend klingt. Ohne Gebühr oder vertragliche Bindung vermittelt „Sponsoring und Gewinn“Interessenten an den amerikanischen Provider. Crux und einzige Vorbedingung: man braucht eine Kreditkarte. Inzwischen haben Andreas Czok und seine Kollegen knapp 300 Kunden und (im Juni) einen Umsatz von 350 Dollar. Davon kann man sich zwar noch nicht zu dritt das Studium finanzieren – aber die drei Jung-Manager sehen die Potentiale längst nicht ausgeschöpft.

Lukrativ sind vor allem die Firmen. Die Bremerhavener Reedereien zum Beispiel, die ihren Dampfern im Bermuda-Dreieck hinterhertelefonieren. Die sparen bei Andreas Czok schlappe 7,50 Mark in der Minute. Oder der „Zoo am Meer“auf der Suche nach einem Känguruh: statt 2, 40 Mark kostet ihn das Telefongespräch nach Australien grade mal 90 Pfennig.

Die Faustregel, so der 21jährige Andreas Czok, der aus einer Akademikerfamilie stammt: „Je weiter man telefoniert, desto mehr spart man ein“. Das ist wörtlich zu nehmen – auch in der entgegengesetzten Denkrichtung: Bei Gesprächen innerhalb von Europa sollte man sich den Umweg über den amerikanischen Computer lieber sparen. Das geht nach hinten los: Hier ist die Telekom noch um ein paar Pfennig billiger. Einzige Ausnahme: Handy-Besitzer. Die sparen selbst in Deutschlands noch fast eine Mark. äff

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