Batteriefabrik am seidenen Faden

Das Land bürgt mit 3,75 Millionen für die Batteriefabrik Batropa. Trotzdem bangen die Beschäftigten um Arbeit und Lohn. Senat: Eigentümer investiert nicht wie versprochen  ■ Von Helmut Höge und Hannes Koch

Die Batterienfabrik Belfa/Batropa in Treptow ist noch immer nicht über den Berg. Die verbliebenen 43 Beschäftigten wurden auf Kurzarbeit zurückgestuft und wickeln nur kleinere Aufträge ab. Batropa-Eigentümer Klaus Boeckeler, ein Rechtsanwalt aus München, schuldet der Belegschaft seit Monaten die Löhne. Ursache der schier unendlichen Krise ist nach Ansicht der Wirtschaftsverwaltung, daß Boeckeler zugesagte Investitionen von 1,5 Millionen Mark nicht aufbringt.

„Der Münchner Unternehmer hat bisher noch überhaupt keinen adäquaten Eigenbeitrag geleistet und finanzielle Zusagen nie eingehalten“, kritisiert Joachim Hinze, Sprecher von Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU). Dieser hatte sich mit dem Eigentümer und der Treuhandnachfolgerin BvS im Februar dieses Jahres geeinigt, jeweils ein Drittel der Sanierungskosten zu tragen und noch einmal jeweils rund 1,5 Millionen Mark für das notleidende Unternehmen lockerzumachen. Damit wollte man den drohenden Konkurs abwenden.

Nachdem die BvS später von ihrer Zusage Abstand genommen hatte, war der Senat bereit, eine Bürgschaft aufzubringen. Die Übernahme dieser Bürgschaft wurde jedoch an die Bedingung geknüpft, daß Batropa-Eigentümer Boeckeler zunächst sein Geld bezahlen müsse. „Die entsprechenden Unterlagen fehlen bislang“, so Wirtschaftssprecher Hinze. Dennoch schießt das Land erst einmal das Geld vor: Am Freitag vergangener Woche verkündete Pieroth, das Land werde für einen Betriebsmittelkredit in Höhe von 3,75 Millionen Mark bürgen.

Während der Eigentümer für Stellungnahmen nicht zu erreichen ist, stellt sich der Vorsitzende des Batropa-Betriebsrats, Hajo Kiehl, hinter den Eigentümer: „Boeckeler hat die Eigenleistung in Höhe von 1,5 Millionen Mark erbracht. Es ist der Bürokratismus, der alles verzögert“.

Die Gnadenfrist war im März nur deshalb beschlossen worden, weil einige der damals noch 45 Beschäftigten in einen Hungerstreik getreten waren. 1992 hatte ein Teil der Belfa-Belegschaft schon einmal einen mehrwöchigen Hungerstreik durchgeführt. Damals ging es darum, die von der Treuhand beschlossene Abwicklung des Betriebs zu verhindern. Quasi in letzter Sekunde fand man dann den Investor Boeckeler, der Belfa für die berühmte symbolische eine Mark übernahm. Zusammen mit seiner Frau erwarb er wenig später auch das 2,8 Hektar große Fabrikgelände an der Spree.

In der Immobilie sehen Kenner der Szene den wesentlichen Grund für Boeckelers Engagement. Der Investor habe ein Grundstück in schöner Lage unweit der Spree gekauft, auf der leider noch eine Fabrik stehe. An der Produktion habe der Investor kein wirkliches Interesse.