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Unterm Strich

Für das „Internationale Tanzfest Berlin“ sollten sich nach Ansicht von Kultursenator Peter Radunski (CDU) alle großen Opernhäuser der Hauptstadt öffnen. Bislang stehe nur die Komische Oper für Auftritte zur Verfügung, erklärte der Politiker am Samstag. Man möchte sagen, typisch Berlin, daß das erst jetzt auffällt. Immerhin weiß der Kultursenator, daß das Festival, das bis 24. August dauert, ein „unverzichtbarer Höhepunkt“ des Berliner Kultursommers ist. Und er weißt wieviel Geld der Senat für das Tanzfest bereit gestellt hat, nämlich 285.000 Mark. Zusätzliche 400.000 Mark aus dem Topf der Hauptstadtkulturförderung ermöglichten ein erweitertes Programm und Auftritte auf neun möglichen Bühnen.

Auf der einen, sicheren Bühne der Komischen Oper sorgte das viertägige Gastspiel der New Yorker Ballettcompany Twyla Tharp am Samstag abend für den ersten Höhepunkt von „Tanz im August“. Nach jedem der drei stilistisch außerordentlich differenzierten Beiträge unter dem Gesamttitel „Tharp!“ gab es Ovationen für die kleine, nur elf Mitglieder zählende Tourneetruppe. Das Programm am Anfang des 10. Festivals knüpfte an den Riesenerfolg der Compagnie von Martha Graham im Vorjahr an. Twyla Tharp hatte unter anderem bei Martha Graham studiert und später auch für deren Ensemble choreographiert.

Der Tharp-Abend mit Tänzerinnen und Tänzern von höchster Professionalität und Ausstrahlung begann mit „Heroes“ nach der Musik von Philip Glass, die ihrerseits auf Pop-Musik-Motiven von David Bowie und Brian Eno basiert und schon im Hinblick auf Twyla Tharps tänzerische Umsetzung konzipiert wurde. Es geht dabei assoziativ um den Mut eines polnischen Juden, der gegen Widerstände in den USA eine neue Existenz aufbaut. Sein Vermächtnis nimmt die nachfolgende Generation an. Hier zeigten sich besonders virtuose Männertanz-Leistungen.

Den nachfolgenden „Sweet Fields“, liegen amerikanische Kirchengesänge unter anderem von William Billings aus der Shaker-Tradition von etwa 1770 zugrunde. In effektvolle Revuebereiche mit Jazz-, Swing- und Unterhaltungsmusik drang die Truppe schließlich mit dem Stück „66“ vor, der Geschichte um Amerikas ersten Highway.

Tanz und Theater haben Zukunft. Zumindest in Madrid, wo das „Lope-de-Vega“-Theater nach jahrzehntelanger Nutzung als Filmpalast wiedereröffnet wurde. Mit Tschaikowskys „Der Nußknacker“, dargeboten vom Nationalballett der Oper von Kiew, startete das Haus am Freitag abend in die erste Saison. Das „Lope-de-Vega“ liegt an Madrids Prachtstraße „Gran Via“ und bietet 1.500 Zuschauern Platz. Vor allem Musicals und Tanz sollen dort über die Bühne gehen. In Vorbereitung sind das Don-Quichote-Musical „El hombre de La Mancha“ und eine „Carmen“- Inszenierung mit dem Flamenco-Star Antonio Gades.

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