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Die Hälfte der grünen Scheine zirkuliert im Ausland

■ Bei Devisenreserven und Warenhandel spielt der Dollar weltweit die erste Geige

Der Dollar ist immer noch der Größte. Ob in Kuba oder Malaysia – überall ist der Greenback gern gesehen. An 41,5 Prozent der Devisenumsätze ist die US-Währung beteiligt. „Oft ist es nämlich günstiger, beim Wechsel von zwei relativ unbedeutenden Währungen den Dollar zwischenzutauschen“, erklärt der Währungsexperte Alexander Juchems vom Münchner Ifo- Institut einen Teil des Dollarbooms. Die Mark landet mit 16 Prozent vergleichsweise abgeschlagen auf Platz zwei, hat aber durch die Öffnung Osteuropas in den letzten Jahren schon massiv aufgeholt. Der Yen kommt beim Devisenhandel inzwischen auf eine Beteiligung von 12 Prozent.

Über die Hälfte der grünen Dollar-Scheine zirkuliert außerhalb der USA. Und für die meisten Notenbanken ist die US-Währung nach wie vor der größte Posten in ihrem Tresor für die Mindestreserve. Das alles ist für die USA günstig, denn je mehr Scheine ausgegeben werden, desto höher der sogenannte Münzgewinn; die Notenbank gibt Papierscheine und Metallplättchen im Wert von ein paar Cent aus und bekommt dafür den aufgedruckten Dollarwert. Das Prinzip fasziniert auch den deutschen Finanzminister Theo Waigel, der in den letzten Jahren durch den Export von Clara-Schumann und Annette-von-Droste- Hülshoff-Papieren einige Milliarden Mark im Jahr von der Bundesbank abkassieren konnte.

Beim internationalen Warenhandel spielt der Dollar ebenfalls die erste Geige, auch wenn er nicht mehr wie nach dem Zweiten Weltkrieg Solist geblieben ist. Der Rohstoffhandel vorwiegend in der US- Währung abgewickelt. Aber auch bei etwa der Hälfte der deutschen Exportumsätze werden die Rechnungen nicht in Mark, sondern in anderen Währungen – meist Dollar – ausgestellt. Vor allem die Großunternehmen rechnen in der US-Währung ab, während die Mittelständler lieber Deutsche Märker für ihre Waren haben wollen. Zunehmend bauen deutsche Konzerne auch Produktionsstandorte im Dollarraum auf. „Sie wollen Dollar im eigenen Unternehmen haben“, erklärt Juchems.

Die höheren Dollarpreise schlagen auf dem deutschen Markt aber erst nach und nach durch, genau wie die deutschen Unternehmen ihre Preise im Dollarraum nicht sofort senken, sondern zunächst satte Gewinne mitnehmen werden.

In Asien wird die Bedeutung des Dollars abnehmen, prognostiziert Juchems. Thailand und die Philippinen mußten während der Währungsturbulenzen der letzten Wochen die Bindung ihres Geldes an den Greenback aufgeben. Der hohe Dollarkurs entspricht nicht der schlaffen Konjunktur im pazifischen Raum. Ifo-Experte Juchems meint, daß die Länder sich sowieso stärker in Richtung Japan und anderer asiatischer Länder orientieren werden. Annette Jensen

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