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Mauerbau beschlossen

■ Baubeginn für Mauergedenkstätte verschoben. Kohlhoff-Entwurf bestätigt

Frühestens zum 9. November dieses Jahres wird der Grundstein der Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße im Boden versenkt. Der Senat bekräftigte zwar gestern seinen Beschluß, den Entwurf der Architekten Kohlhoff & Kohlhoff zu realisieren. Aber der anvisierte Baubeginn am 13. August – der Tag des Mauerbaus – fiel dabei unter den Tisch.

Für die Errichtung des in seiner Konzeption ohnehin umstrittenen Mahnmals muß die Mauer – entgegen den Empfehlungen des Denkmalschutzes – restauriert werden. Im Streit um das Gelände zwischen Mitte und Wedding hatten Mitglieder der Kirchengemeinde, auf deren Grundstück die Mauer verlief, Mauerteile abgerissen. Die Grenzanlagen erstreckten sich über Friedhofsgrund, und man hatte Massengräber aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet. „Prüfungen haben ergeben, daß es dort keine Massengräber gibt“, teilte Kultursenator Peter Radunski (CDU) gestern mit. So müssen jetzt die abgerissenen Betonbrocken wieder eingebaut werden. Zudem seien für den Erhalt aller Mauerteile Restaurationsarbeiten erforderlich.

Die Voraussetzungen für die Gedenkstätte sind indes nicht ausreichend. Vorerst kann nur ein Teil des Projektes angegangen werden: Zwei sechs Meter hohe Stahlwände verbinden innere und äußere Mauer auf einer Strecke von 60 Metern und begrenzen damit die Fläche. Die Stahlwände sind an der Innenseite geschliffen und sollen so „die Mauer endlos spiegeln“. Ergänzt wird dieses Mahnmal durch eine Dokumentation im Gemeindehaus der Versöhnungsgemeinde. Die Kosten von 2,2 Millionen Mark trägt der Bund.

Noch unklar ist, ob und wann das erweiterte Konzept („Kohlhoff plus“) realisiert werden kann. Neben dem eingegrenzten Mauerstreifen soll die „Hinterlandmauer“ auf weiteren 150 Metern erhalten bzw. wiederaufgebaut werden. Darüber hat der Senat mit den Kirchengemeinde noch keine Einigung erzielt, die Finanzierung ist ebenfalls offen. Barbara Junge

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