piwik no script img

Im Mittelfeld

■ Berlin erhielt beim Test für Fahrradfreundlichkeit der Stiftung Warentest ein "gut": Eignung für schnelles Fahren

Die Stiftung Warentest testet nicht nur Waren. Im letzten Winter hat sie deutsche Städte auf ihre Fahrradtauglichkeit hin untersucht, nachzulesen im Juniheft von test. Berlin schneidet besser ab als Leipzig, Saarbrücken oder auch das stolze Hamburg, aber mehr als ein Platz im Mittelfeld war trotzdem nicht drin. Bei den RedakteurInnen wie bei den befragten LeserInnen schnitt Berlin nur zufriedenstellend ab.

18 deutsche Städte und die Schweizer Grenzstadt Basel haben die test-Leute besucht. Fahrradtouren gehörten ebenso dazu wie Nachfragen bei Verwaltungen und dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Am Ende gab es fünf Notenstufen, von denen die Extreme „sehr gut“ und „sehr mangelhaft“ freilich fast nie vorkamen. Wie in der Schule wurden acht einzelne Kriterien bewertet, Durchschnitte berechnet, gewichtet und schließlich eine Gesamtnote gebildet. Berlin und zehn weitere Städte landeten im Mittelfeld.

Lediglich bei einem Kriterium erhielt die Hauptstadt die Note gut, bei der „Eignung für zügiges Fahren“. Mangelhaft gab es hingegen gleich viermal. Vor allem das öffentliche Klima gegenüber dem Radverkehr in der Stadt ist dürftig. Der Fahrradanteil liegt nach Schätzungen des ADFC bei sechs Prozent, es mangelt an neuen Modellen wie Fahrradstraßen, Radlerspuren vor Kreuzungen oder Ausnahmeschildern in Einbahnstraßen.

Bei keiner anderen Stadt sind die Unterschiede in den einzelnen Stadtteilen so beträchtlich gewesen, so daß test seine Aussage relativierte. „Vor allem in einigen östlichen Bezirken läßt die Fahrradfreundlichkeit sehr zu wünschen übrig“, legt man vorsichtig den Finger in eine alte Wunde.

Auch beim „Schutz vor Kriminalität“ erhielt Berlin ein „mangelhaft“. Axel von Blomberg vom ADFC, der einen Teil der Touren absolviert hat, betont allerdings, es könne sicher nicht darum gehen, alle Parks auszuleuchten. Es gebe viele Wege, die man nur in der Freizeit benutzt. Auf wichtigen Wegen, die auch in der Nacht befahren werden, fehlten eher Menschen als Lampen. „Sicherheit entsteht in erster Linie durch soziale Kontrolle“.

Auch die Leitsysteme für RadlerInnen, ein weiterer Minuspunkt im Ranking der Stiftung Warentest, sind dürftig: „Es gibt immer noch Ausschilderungen, auf denen weder Kilometer noch Fahrtziel angegeben sind. Man sollte ähnlich wie beim Autoverkehr ein informatives Wegesystem einführen“, so ADFC-Pressesprecher Benno Koch, „natürlich in kleinerer Ausführung“.

Der ADFC begnügt sich nicht mit immer neuen Radwegen, da sie oftmals Sicherheit vortäuschen, die an der nächsten Kreuzung jäh endet. Benno Koch fordert, mehr Augenmerk auf die Dichte des Fahrradverkehrs zu legen. In Gebieten wie Prenzlauer Berg gebe es alleine durch die große Zahl von RadfahrerInnen recht gute Sicherheit. „Auf der Kastanienallee sind nachts so viele Fahrräder unterwegs!“ Derartiger „Druck von der Straße“ bringe die AutofahrerInnen zur Vorsicht. Doch auch politische Symbole seien wichtig in einer Stadt, wo Radfahrer allzu oft als armselige Minderheit gelten. „Ein radfahrender Bürgermeister bringt mehr als 10 Kilometer Radweg in einem Neubaugebiet.“ Matthias Fink

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen