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Privileg aus der Zeit Nassers

Seit den Zeiten des arabischen Sozialismus unter Präsident Gamal Abdel Nasser genießen ägyptische Bauern das Privileg der Unkündbarkeit zu relativ niedrig festgelegten Pachten. Für die meisten Pächter bietet dieses System die einzige Chance, ihre Familien ernähren zu können. Doch in Zeiten globaler Wirtschaft und totaler Liberalisierung hält die ägyptische Regierung diese Regelung nicht mehr für angebracht. Mit Hilfe ihrer absoluten Mehrheit im Parlament setzte sie nicht zuletzt auf Druck internationaler Organisationen wie Weltbank und Währungsfonds ein neues Gesetz durch. In den letzten fünf Jahren wurde damit die Pacht, zunächst graduell, um das Dreifache erhöht. Ab Oktober soll nun das Verhältnis zwischen Landbesitzern und Pächtern völlig den Kräften des Marktes überlassen sein. Pächtern kann dann jederzeit gekündigt werden. Kritiker des Gesetzes befürchten, daß ab Oktober Tausende von mittellosen Pächtern von ihrem Land vertrieben werden. Damit dürfte es mit dem sozialen Frieden im Land vorbei sein, denn die meisten der sechs Millionen Ägypter, die direkt von den Erträgen ihres gepachteten Landes leben, haben nicht viel mehr zu verlieren als das Land, das sie bestellen. K.G.

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