: Die ETA hat keine Vermittler mehr
■ Dominikanische Republik liefert Verhandlungsgruppe der baskischen Separatisten auf Betreiben Spaniens aus
Madrid (taz) – Seit Samstag abend verfügt die baskische Separatistengruppe ETA über keine Verhandlungsdelegation mehr. Um 22.40 Uhr landete auf einer ehemaligen US-Airbase bei Madrid eine spanische Militärmaschine. An Bord der Boing 707, die acht Stunden zuvor in Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik gestartet war, befanden sich drei führende ETA-Mitglieder: José Maria Gantxegi, Ignacio Arakama Mendia und Eugenio Etxebeste „Antxon“. Im Jahr 1989 waren sie auf Betreiben der damaligen spanischen Regierung unter Felipe González auf die Karibikinsel verbannt worden. Die ETA ernannte die drei zu ihrem „Vermittlerapparat“, die Dominikanische Republik stellte ein Haus nebst Wachpersonal, die spanische Regierung zahlte Unkosten und je tausend Mark Taschengeld für die Separatisten. Wer etwas von der ETA wollte, wandte sich an die Gruppe, diese leitete die Nachricht an die in Südfrankreich untergetauchte Führung der Organisation weiter.
Das rote Telefon von Antxon klingelte – laut der spanischen Tageszeitung El Pais – vergangenen Juli zum letzten Mal. Der argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel, einst Vermittler zwischen der Regierung González und ETA, rief in Santo Domingo an und bat Antxon, sich für das Leben des entführten konservativen Gemeinderates Miguel Angel Blanco einzusetzen. Antxon war diesem Anliegen wohlgesonnen. Doch die Separatisten machten ihre Drohung wahr und ermordeten den Kommunalpolitiker, nachdem die Regierung in Madrid die 48 Stunden Frist verstreichen ließ, ohne, wie von dem Kommando gefordert, die auf ganz Spanien verstreuten ETA-Gefangenen ins Baskenland zurückzuverlegen. Einmal mehr wurde deutlich: Antxon hat trotz seines Amtes als Vermittler nur noch wenig Macht in der Gruppe. Hinzu kommt, daß nach dem Wahlsieg der konservativen Partido Popular von José Maria Aznar im letzten Jahr der neue Innenminister Jaime Mayor Oreja die Verbindungen seines Vorgängers zur Verhandlungsgruppe der ETA gekappt hatte.
Außer bei der Regierung will angesichts der Auslieferung nirgends so richtig Freude aufkommen. Der Sprecher der in der rebellischen Nordregion regierenden Baskisch Nationalistischen Partei, Joseba Egibar, bewertete die Operation als „Zeichen einer starren Politik des Innenministeriums, deren Folgen wir mit der Zeit sehen werden“. Reiner Wandler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen