: Neuer US-Vermittlungsversuch im Nahen Osten
■ US-Sondergesandter Dennis Ross verhandelt mit Israelis und Palästinensern. Doch die sind unversöhnlicher denn je. Auch Israels Angriffe im Libanon halten an
Jerusalem/Beirut (rtr/dpa/ AFP) – Knapp zwei Wochen nach dem Bombenanschlag in Jerusalem haben die USA gestern ihre Bemühungen zur Rettung des Nahost-Friedensprozesses verstärkt. Die Sicherheitspartnerschaft zwischen Israelis und Palästinensern müsse wiederbelebt werden, sagte der US-Gesandte Dennis Ross nach Gesprächen mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Jerusalem. Danach traf Ross Palästinenserpräsident Jassir Arafat.
Netanjahu ließ erneut erklären, solange die palästinensische Führung nicht entschlossener gegen Militante vorgehe, werde es keine Fortschritte im Friedensprozeß geben. Der palästinensische Informationsminister Jassir Abed Rabbo sagte dagegen, die Palästinenser könnten sich nicht auf Sicherheitsfragen beschränken. Dies würde bedeuten, daß es überhaupt keine Gepräche geben werde. Der israelisch-palästinensische Dialog hatte mit dem Selbstmordanschlag am 30. Juli einen neuen Tiefpunkt erreicht. Zwei arabische Attentäter hatten auf einem Markt im Westen Jerusalems 13 Menschen getötet und über 150 verletzt.
Arafat richtete gestern die schärfsten Angriffe seit Monaten gegen Israel. Ihm sei von israelischen Behörden bestätigt worden, daß die Selbstmordattentäter nicht aus den palästinensischen Gebieten gekommmen seien. Damit hätten die israelischen Strafmaßnahmen keine Berechtigung mehr. In Fernsehinterviews beschuldigte Arafat die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah, hinter dem Anschlag zu stecken. Begründung: Das nach dem Attentat im Namen der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas verfaßte Bekennerschreiben habe die Aufforderung an Israel enthalten, den gekidnappten Hisbollah-Geistlichen Abdel Karim Obeid freizulassen.
Die israelische Regierung dementierte gestern, Arafat mitgeteilt zu haben, die Selbstmordattentäter seien aus dem Ausland gekommen. Der israelische Armeesender berichtete, einer der beiden Attentäter sei identifiziert. Er komme aus Nablus im Westjordanland. Die Hisbollah warf dem PLO-Chef vor, Lügen zu verbreiten. Arafats Anschuldigungen entbehrten jeder Grundlage. Im Gegenzug erhob die Hisbollah den Vorwurf, Anhänger Arafats hätten am Freitag vom Süden Libanons aus Raketen auf Israel gefeuert. Daraufhin war ein Hisbollah- Camp von israelischen Kampfflugzeugen angegriffen worden.
Auch gestern attackierten israelische Flugzeuge Hisbollah-Stellungen im Libanon. Nach libanesischen Angaben bombardierten sie ein Ausbildungslager im Bekaa- Tal, nahe der syrischen Grenze. Von der Hisbollah hieß es, ein Kämpfer sei getötet worden. Kurz darauf starb bei einem Hinterhalt der Hisbollah im Südlibanon ein israelischer Soldat.
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