: Todeszeugen gezielt abgeschoben?
■ Flüchtlings-Ini bezichtigt Behörden der Vertuschung
Oldenburg. Aus der Zentralen Anlaufstelle für AsylbewerberInnen (ZASt) in Oldenburg sollen mehrere ausländische Zeugen abgeschoben worden sein, die den angeblich gewaltsamen Tod des ertrunkenen Rumänen Mihai Sandu gesehen haben sollen. „Die Asylbewerber wurden in aller Hektik und ohne die übliche schriftliche Ankündigung über die Flughäfen Düsseldorf und Hannover in ihre Heimatländer zurückgeschickt“, sagte ein Sprecher der Initiative für offene Grenzen. „Die Ausländerbehörde hat die Asylbewerber sogar mit Fotos gesucht.“
Insgesamt handele es sich um 19 Menschen aus der ZASt Oldenburg. Mindestens fünf davon könnten bezeugen, daß der Tod Mihai Sandus kein Unfall gewesen sei.
Der rumänische Asylbewerber, dessen Identität bisher offenbar nicht eindeutig geklärt ist, war wie berichtet vor zweieinhalb Wochen in der Hunte unweit der ZASt ertrunken. Nach Angaben der Flüchtlings-Ini soll er von dem privaten Sicherheitsdienst der Anlaufstelle in den Tod getrieben worden sein. Die zuständigen Behörden weisen diese Vorwürfe zurück. Auch seien nicht bewußt Zeugen abgeschoben worden, hieß es weiter.
Dem Leiter der ZASt, Markus Kosock, ist von hektischen Abschiebeaktionen jedenfalls nichts bekannt. Er verweist allerdings darauf, daß dafür nicht die ZASt, sondern die Ausländerbehörde und damit die Bezirksregierung Weser-Ems zuständig sei.
Doch auch dort hält man die Vorwürfe für unhaltbar. Nach Angaben von Harald Willers, persönlicher Referent des Regierungspräsidenten Weser-Ems, hat die Polizei lediglich zwei Zeugen für den Todesfall ermittelt: „Das waren zwei Irakis, die am Freitag noch einmal vor Dolmetschern verhört wurden. Beide sagten aus, der Rumäne sei – ohne verfolgt zu werden – Richtung Hunte gegangen. Danach ist er in den Fluß gestiegen und ertrunken.“Beide Irakis befänden sich nach wie vor in Deutschland. „Der eine lebt immer noch in der ZASt Oldenburg. Der andere ist inzwischen im Landkreis Aurich untergebracht worden.“Von weiteren Zeugen seien der Bezirksregierung und der Polizei nichts bekannt.
Wie berichtet, hat die Polizei Oldenburg den Fall abgeschlossen. Lediglich bei der Oldenburger Staatsanwaltschaft ist noch ein sogenanntes Todes-Ermittlungsverfahren anhängig. Die Staatsanwaltschaft wartet, weil die Flüchtlings-Ini weitere Zeugen und Beweise angekündigt hat. Die sollen am Donnerstag präsentiert werden. Jeti
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