Erste Entlassungen bei Eduscho

■ Unruhe in der Belegschaft des Bremer Kaffeewerks: 26 MitarbeiterInnen aus dem Versand haben jetzt die Kündigung bekommen / Über Firmenstruktur „keine Entscheidungen vor Herbst“

Bei Eduscho gibt es die ersten Kündigungen nach der Übernahme durch den Hamburger Konkurrenten Tchibo. 26 Eduscho-MitarbeiterInnen im Versand, darunter langjährig Beschäftigte, müssen jetzt ihren Hut nehmen. Diese Angaben des Bremer Betriebsratsvorsitzenden Friedrich-Wilhelm Marx bestätigt auch Eduscho-Firmensprecher Rolf Helmbrecht.

Von Hinweisen aus Hamburger Tchibo-Kreisen, wonach für insgesamt 92 Eduscho-MitarbeiterInnen an einem Sozialplan gebastelt werde, wollen beide aber nichts wissen. Auch sei der Sozialplan für die jetzt Gekündigten eine „freiwillige Leistung der Firma“, betont Betriebsrats-Chef Marx. Eigentlich sei eine solche Regelung nämlich erst dann erforderlich, wenn über zehn Prozent der Beschäftigten gekündigt werde. Das sei bei derzeit 316 MitarbeiterInnen im Versand aber nicht der Fall. Die jetzt gekündigten MitarbeiterInnen werden das Werk – je nach Kündigungsfrist – zu verschiedenen Zeitpunkten verlassen. Der älteste Gekündigte ist 58 Jahre alt, der jüngste 26.

Daß der Tchibo-Versand sich im Wettkampf der Tchibo- und Eduscho-Standorte nach der Fortführung von Eduscho unter dem Dach der Tchibo-Holding AG im April durchsetzen würde, erwarteten BeobachterInnen schon lange. Die jetzt ausgesprochenen Kündigungen deuten an, wo die neue Linie im Versand liegen könnte. Stellen in Marketing, Werbung, Warenbeschaffung und Qualitätskontrolle wurden gestrichen. Allerdings hoffe man, daß die übrigen Versandtätigkeiten weiter in Bremen bleiben werden, betont Eduscho-Sprecher Helmbrecht. Entschieden sei jedoch noch nichts, zumal sich auch bei einer positiven Entscheidung für den Standort Bremen Probleme anbahnen. Falls auch der bundesweite Tchibo-Versand der Non-Food-Produkte in Bremen angesiedelt werden sollte, sei die auf derzeitige Eduscho-Kapazitäten ausgerichtete Versandpackerei viel zu klein. „Dann haben wir ein Platzproblem.“

Die Hamburger Tchibo-Sprecherin Birgit Klesper will sich zu „strukturellen Veränderungen oder Integrationen“im Bremer Eduscho-Werk nicht äußern. „Gegenwärtig werden jede Menge Szenarien entwickelt“, sagt sie zurückhaltend. Entscheidungsreif seien erste Modelle wohl nicht vor Herbst.

Als einzige Ausnahme sei bislang lediglich die Schließung der Berliner Eduscho-Rösterei zur Jahresmitte 1998 beschlossene Sache. In Berlin-Spandau bleiben 97 Eduscho-MitarbeiterInnen auf der Strecke. Möglich, daß der eine oder die andere in andere Firmenbereiche übernommen wird. Sicher ist aber auch, daß die Abwicklung noch Monate dauern wird, „weshalb es hier noch keine Entscheidung darüber gibt, wohin die freigewordenen Volumen künftig verlagert werden.“

Nach Auskunft von Tchibo-Frau Klesper müssen diese nicht zwangsläufig in Berlin bei der Tchibo-Rösterei landen. Auch bei deren Schwester, der Tchibo-Rösterei in Hamburg-Hamm, hofft man auf Zuwachs. Daß sie wegen ihrer Lage am Rande eines Wohngebietes branchenintern als umstritten gilt, sollen PolitikerInnen vor Ort bald ändern: Es gebe positive Signale dafür, daß hier eine Umwidmung zum Gewerbegebiet gelingen könnte, bestätigt Birgit Klesper.

Die Überlebenschancen für die Bremer Eduscho-Rösterei will sie unterdessen nicht bewerten. „Wir haben unsere Röstereien in Hamburg, Berlin, Bremen und Wien. Das steht fest“, sagt sie. Die Frage, wie lange noch – läßt Klesper allerdings offen. Eine Bestandsgarantie gebe es für keinen Standort. ede