: Vorläufig bleibt Schmalhans Küchenmeister
■ Eine Zwischenbilanz zum Wiederaufbau der Uni-Mensa: heller, praktischer, größer und geschmackvoller soll sie werden / Vorerst aber wird Essen im Bierzelt serviert
Oft kolportiert, nie bewiesen: Es war der Anblick der Bremer Mensa, der Alexander Mitscherlich zu seinem Bestseller „Von der Unwirtlichkeit der Städte“inspirierte. An Abhilfe denkt Christian Rohlfing: Die Mensa, – seit dem Brand im Juni stark renovierungsbedürftig – werde schöner als die alte. So traurig scheint der Chef des Studentenwerks über die Zerstörung seiner Großverköstigungsanlage gar nicht zu sein. „Das gibt uns die Chance, ein bißchen was draus zu machen“, lächelt er fröhlich ins Telefon.
Die neue Mensa werde heller, praktischer, größer und geschmackvoller. Heller wird's: Die berüchtigten Phalli an der Decke der Mensa sind verschmurgelt und kommen weg. Ein neues Dach ersetzt sie mit einem Glasband zur Nordseite hin. Praktischer wird's: Die Förderbänder kriegen mehr speed und zwei zusätzliche Galerien werden eingezogen. Es baut orale Frustrationen ab (sagt Mitscherlich), wenn der Blick beim Futtern über die mampfenden Kommilitonen schweift – und außerdem hat man 200 Plätze mehr.
Transprarenter wird's: Glasnost durch ein Fenster an der Essensausgabe: da kann man Chefkoch Axel Toel in die Pötte kieken. Und geschmackvoller wird's: aber mit Wiedereröffnung soll sich das Essensangebot „noch einmal“verbessern. Pommes gibt's dann! Außerdem kontrollierte Biokost und ein Salatbuffet. Und sogar eine kleine Speisekarte für Gutbetuchte. Einziger Wehmutstropfen: Noch so mancher Dipl.Ing. und Magister wird der Uni Bremen den Rücken kehren bis es in 18 Monaten frühestens soweit ist. Solange ist Schmalhans noch Küchenmeister. Ab Oktober in einem winterfesten 1000-Mann-Zelt mit 1 Menu/1 Eintopf/1 Salat – und zu leicht gestiegenen Preisen.
Doch immerhin: die Renovierungsarbeiten haben begonnen. Auch wenn's doppelt so teuer kommt, wie anfangs angenommen. Mit 15 bis 20 Millionen rechnet Christian Rohlfing inzwischen.
Am geringsten schlägt noch das Wohnheim über der Mensa zu Buche. Vielleicht, weil hier bisher am wenigsten passiert ist? In ein paar Tagen, so hatte man den Studenten anfangs erzählt, könnten die meisten wieder zurück in ihre Wohnungen. Noch heute, knapp zwei Monate nach dem Brand, steht das Wohnheim leer. In diesem Monat werde man mit der Entrußung der Ostfassade beginnen, so Rohlfing: „Wegen der Dämpfe, die dabei entstehen, kann keiner dort wohnen“. Noch aber hofft er, daß bis Ende des Jahres zumindest die Westseite wieder bewohnbar ist. Wer hingegen für die Brandschäden aufkommt, das harrt der Entscheidung. Die Parteien haben just mit der Akteneinsicht begonnen. Das strafrechtliche Verfahren gegen die zwei achtjährigen Kinder, die das Dach in Brand gesteckt hatten, wurden Mitte Juli wegen Minderjährigkeit eingestellt. Zivilrechtlich aber könnten sie noch belangt werden. Genauso die Dachdecker, deren Material auf dem Dach lagerte. Offen ist zum Beispiel die Frage, ob die beiden Kids die Folgen ihrer Kokeleien voraussehen konnten. Und manches liegt im Ermessen der Öffentlichen Versicherung Bremen (ÖVB), die zur Zeit die Renovierungskosten für das Studentenwerk trägt: Es sei nicht zuletzt „eine Frage der Menschlichkeit“, ob man die Regressansprüche in zweistelliger Millionenhöhe durchziehen werde, hieß es dort gestern. ritz
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